Besenheide bei Sonnenuntergang

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Feuchte Heiden mit Glockenheide

Feuchte Heiden mit Glockenheide im Zwiillbrocker Venn.

Feuchte Heiden mit Glockenheide im Zwiillbrocker Venn. © Dietmar Rabich (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vreden,_Zwillbrocker_Venn_--_2016_--_4129.jpg), „Vreden, Zwillbrocker Venn -- 2016 -- 4129“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

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In abflusslosen Niederungen, an Rändern von Heideseen und Hochmooren kommen feuchte Heiden mit Glockenheide (Erica tetralix) auf bodensauren, nährstoffarmen, (wechsel-)nassen, stark humosen bis anmoorigen Sand- bis gering mächtigen Moorböden hauptsächlich im Tiefland vor, ebenso auch auf teilentwässerten, verglichen mit intakten Hochmooren etwas nährstoffreicheren Moorböden. Das hoch anstehende Grundwasser ist meist schwefelwasserstoffhaltig, stark schwankend und steigt zeitweise, insbesondere im Winterhalbjahr, bis über die Bodenoberfläche.

Feuchte Heiden mit Glockenheide werden von Glockenheide (Erica tetralix) geprägt und weisen unterschiedliche Anteile von Torfmoosen oder Pfeifengras auf. Auch die Moorlilie (Narthecium ossifragum) kann dominant sein; auch hohe Anteile anderer Zwergsträucher wie Besenheide (Calluna vulgaris) oder Krähenbeere (Empetrum nigrum) sind möglich.

Torfmoos-Knabenkraut (Dactylorhiza sphagnicola)

Torfmoos-Knabenkraut (Dactylorhiza sphagnicola) © Frank Vassen (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Torfmoos-Knabenkraut_(Dactylorhiza_sphagnicola),_Mürringen,_Ostbelgien_(4860770125).jpg), „Torfmoos-Knabenkraut (Dactylorhiza sphagnicola), Mürringen, Ostbelgien (4860770125)“, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Vorkommen

Dieser Lebensraumtyp ist schwerpunktmäßig in der atlantischen Region Deutschlands verbreitet. Oft finden sich die Vorkommen im Komplex mit oder im Randbereich von degradierten Hochmooren.

Als typisches Element der ehemaligen extensiv genutzten Kulturlandschaft sind die Vorkommen in Nordrhein-Westfalen weitgehend auf Restvorkommen beschränkt. Besonders gut ausgeprägte Vorkommen finden sich im Münsterländischen Tiefland.

In Niedersachsen finden sich die Schwerpunkte der Vorkommen im Naturraum Lüneburger Heide und auf der Stader Geest. Verstreute, teilweise großflächige Vorkommen gibt es in der Dümmer-Geestniederung und auf der Ems-Hunte Geest. Geringere Bedeutung haben die Ostfriesische Geest und das Weser-Aller-Flachland. Nur wenige Vorkommen gibt es in den Ems- und Wesermarschen und in der Westfälischen Bucht.

Gefährdung

Der Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps ist in der atlantischen Region Deutschlands insgesamt als ungünstig-schlecht bewertet.

Hauptgefährdungsfaktoren sind vor allem Entwässerung, Nährstoffeinträge, nicht-zielkonforme Nutzungsformen sowie Nutzungsaufgabe mit anschließender Wiederbewaldung. Viele Vorkommen sind ferner durch fehlendes oder ungeeignetes Pflegemanagement gefährdet. Werden erforderliche Bewirtschaftungs- und Pflegemaßnahmen unterlassen oder zu selten angewendet, können Feuchtheiden eine Entwicklung zu Nährstoffsenken erfahren. Infolge Anreicherung organischer Substanz im Rohhumus und Sukzession der Pflanzendecke können Vergrasung und Verbuschung bis hin zur Waldentwicklung stattfinden. Beschleunigt wird diese schleichende qualitative Veränderung vor allem durch steigende Nährstoffeinträge aus der Atmosphäre. Ein spezielles Gefährdungsrisiko besteht in Niedersachsen im FFH-Gebiet „Lüneburger Heide“ durch die Grundwasserförderung der Hamburger Wasserwerke.

Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Übergeordnetes Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung eines landesweit stabilen Bestands von feuchten Heiden mit Glockenheide aller standortbedingten Ausprägungen. Erhaltungsziele für die einzelnen Vorkommen sind naturnahe bis halbnatürliche, struktur- und artenreiche Feucht- bzw. Moorheiden mit hohem Anteil von Glockenheide und weiteren Moor- und Heidearten mit weitgehend ungestörtem Bodenwasserhaushalt und biotoptypischen Nährstoffverhältnissen.  Außerdem wird eine enge räumlich-funktionale und ökologische Verzahnung mit standörtlich verwandten Pflanzengesellschaften und Kontaktbiotopen angestrebt. Die charakteristischen Tier- und Pflanzenarten sollen in stabilen Populationen vorkommen.

Vorrangig sind Maßnahmen zur Abwehr beziehungsweise Vermeidung der Beeinträchtigungen und Gefährdungen. Intensiv land- oder forstwirtschaftlich genutzte Flächen sollten nicht unmittelbar an vorhandene oder zu entwickelnde Anmoorheiden angrenzen, sondern möglichst Pufferzonen von 100 bis 500 Metern eingerichtet sein. Im Bereich des Pufferstreifens sollte auf Düngung, Kalkung und Pestizideinsatz sowie Entwässerung verzichtet werden.

Als wichtige Pflegemaßnahme ist ein zeitweilig intensives Beweiden mit Heid- oder Moorschnucken im Hütebetrieb zu nennen. In Ergänzung dazu oder alternativ sollte in mehrjährigen Abständen kleinflächig die Vegetationsdecke abgezogen werden (Plaggen) oder eine tiefe Mahd unter Abfuhr des Mähguts auf kleinen Teilflächen durchgeführt werden. Stark verbuschte Bereiche sollten mechanisch entbuscht werden, wobei Einzelbäume und Gehölzgruppen als Habitatstrukturen im Gebiet belassen werden.

Eine Wiederherstellung oder Neuentwicklung von Glockenheiden-Anmoor kann in seltenen Fällen auf geeigneten nährstoffarmen Standorten durch Rodung von Kiefernforsten stattfinden. Neue Vorkommen können beispielsweise in aufgelassenen Sandgruben entstehen oder durch Abschieben von Vegetation und Oberboden im Bereich von artenarmem Grünland, Brachen oder Äckern in früheren Moorheidegebieten entwickelt werden. Instandsetzungsmaßnahmen können die Wiedervernässung oder die Freistellung und Entkusselung der Feuchtheiden umfassen. Die Heideentwicklung kann durch Ausbringen von Heidemahdgut oder Plaggmaterial beschleunigt werden. Dies sollte nur dann geschehen, wenn die Arten nicht aus nahegelegenen Beständen einwandern können.

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