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Projekt des Monats


#04/2023 WEIẞES MOOR (KREIS MINDEN-LÜBBECKE)
Moorrenaturierung und Pflege von Kleingewässern und Feuchtheiden

Überstaute Moorfläche im März 2023 (Blick von Süd nach Nord)

Überstaute Moorfläche im März 2023 (Blick von Süd nach Nord) © Dirk Esplör

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Das FFH-Gebiet „Weißes Moor“ in Rahden-Tonnenheide stellt eines der wenigen für den Naturraum der Rahden-Diepenauer Geest noch verbliebenen und von Natur aus dort typischen Moorgebiete dar. Das in einem ackerbaulich bewirtschafteten Umfeld gelegene Gebiet besitzt als sehr wichtiges Trittsteinbiotop für andere Moorgebiete im Naturraum (Großes Torfmoor, Oppenweher Moor, Uchter Moor) besondere Bedeutung. Der Wasserhaushalt des Hochmoorbereiches wies jedoch bereits starke Schwankungen auf, sodass ein deutliches „Trockenfallen“ festzustellen war. Demgegenüber zeigten die im Randbereich des Naturschutzgebiets gelegenen Weiher und Kleingewässer noch „normale“ Verhältnisse. Das zeitweise Austrocknen der Kernzone bewirkte eine zunehmende Verbuschung des Hochmoores. Um das Renaturierungspotential des Weißen Moores abschätzen zu können, wurde zunächst ein hydrologisches Gutachten in Auftrag gegeben (siehe Maßnahme A3), das im März 2020 fertiggestellt wurde. Demnach weist das Weiße Moor ein hohes Entwicklungspotential auf, sofern eine Wiedervernässung gelänge und in weiten Bereichen zu vergleichsweise naturnahen Wasserständen führen würde. Eine Ausbreitung gefährdeter, hochmoortypischer Vegetation mit einem hohen Deckungsgrad an Torfmoosen schien bei Optimierung der Standortverhältnisse auf großer Fläche möglich. Die Erhaltungszustände der an Moore gebundenen FFH-Lebensraumtypen (z. B. LRT 7120, 7140 und 91D0) könnten so deutlich verbessert werden.

Von September 2022 bis Februar 2023 wurden im Rahmen des IP-LIFE daher verschiedene Maßnahmen zur Moorrenaturierung, Heide- und Gewässerpflege in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Minden-Lübbecke sowie der Biologischen Station Minden-Lübbecke e.V. durchgeführt. Die im Maßnahmenplan dargestellten Moorflächen wurden im ersten Schritt maschinell entkusselt. Dabei wurde der nahezu flächenhafte Gehölzjungwuchs, insbesondere von Birke und Faulbaum, aber auch Grauweidengebüsch, mit Hilfe einer Pistenraupe mit Forstmulchgerät beseitigt. Im Bereich von Torfstichkanten und besonders kleinräumigen Torfstichen kam ein moortauglicher Kettenbagger mit Forstmulchgerät zum Einsatz. Stärkere Einzelbäume und Baumgruppen wurden in einem gesonderten Arbeitsgang gefällt, aufgearbeitet und abgefahren. Hierzu wurde ein Kettenbagger mit Gehölzschere eingesetzt. Die Abfuhr erfolgte bodenschonend mit zwillingsbereiftem Schlepper und einem speziellen Rückewagen auf Gummi-Kettenlaufwerk. Hierdurch konnte für eine bessere Regenerationsmöglichkeit der moortypischen Pflanzenarten die Menge an Holzhäckselmaterial auf der Fläche deutlich reduziert werden. Um im Norden der Moorfläche Entwicklungsmöglichkeiten für einen Moorbirkenwald zu schaffen, wurden standortfremde Sitka-Fichten beseitigt und besonders bodenschonend mit einem Rückepferd an zwei Rückelinien vorgeliefert.

Zur Verbesserung des Wasserhaushaltes des Moores wurden an fünf Stellen 8-10 Meter lange Grabenverschlüsse aus vor Ort entnommenem Torf gebaut. Die Grabenverschlüsse wurden jeweils mit Kokosfasermatten als Erosionsschutz abgedeckt.

Die im Umfeld des Moores liegenden verbuschten Kleingewässer und Feuchtheiden wurden zunächst mit einem Forstmulchgerät an einem moortauglichen Kettenbagger entbuscht. Dabei wurden im Vorfeld Wuchsorte besonders seltener Pflanzen (Arnika, Königsfarn, Gagelstrauch) markiert und bei der Bearbeitung ausgespart. Auf Teilflächen wurde zusätzlich der oberste Bodenhorizont in einer Schichtstärke von 5-15 Zentimetern abgetragen, um eine Regeneration der überalterten Feuchtheiden einzuleiten. Das abgetragene Material wurde im Bereich einer Wegetrasse und an einer Wegböschung als dünne Schicht eingebaut und einplaniert. Ein Teil des Materials wurde auch zur abschnittsweisen Verfüllung eines Grabenprofils im Süden des Gebietes verwandt.

Die durchgeführten Arbeiten sind als Erstinstandsetzung zu verstehen. Für die vierte Projektphase sind noch weitere Optimierungen angedacht: Gehölze sollen auf weiteren Flächen entnommen, Torfrücken nivelliert und weitere Gräben verschlossen werden.

Weitere Pflegedurchgänge zur Stabilisierung und Wiederherstellung verschiedener FFH-Lebensraumtypen (z.B. 7140 und 4010) sind jedoch in den nächsten Jahren erforderlich, um den Neuaustrieb von Gehölzen zu unterbinden.

 

Dichter Gehölzjungwuchs aus Birke, Faulbaum u.a. prägte die zentrale Moorfläche vor Beginn der Maßnahme

Dichter Gehölzjungwuchs aus Birke, Faulbaum u.a. prägte die zentrale Moorfläche vor Beginn der Maßnahme © Dirk Esplör, Biologische Station Minden-Lübbecke

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