Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore © Southgeist (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weißes_moor_bisende.jpg), „Weißes moor bisende“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode
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Lebensräume
7120
Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore
Dieser Lebensraumtyp umfasst im Wasserhaushalt beeinträchtigte oder teilweise abgetorfte Hochmoore, die zumindest in Teilbereichen auf natürlichem Wege regenerierbar sind. Hochmoortypische Pflanzen sollten noch wesentliche Teile der Vegetation ausmachen. Regenerierbarkeit bedeutet, dass die Hydrologie des Moores wiederhergestellt und im Zeitraum von bis zu 30 Jahren erneutes natürliches Torfwachstum (siehe Lebensraumtyp 7110 „Natürliche Hochmoore“) erwartet werden kann. Entwässerungsbedingt haben sich Heide- und Grasstadien entwickelt, die meist von Glockenheide, Besenheide, Scheiden-Wollgras oder Pfeifengras, seltener von Krähenbeere und anderen Zwergsträuchern dominiert werden. Im Gegensatz zu naturnäheren Ausprägungen sind Schlenken-Gesellschaften nicht mehr in kleinräumiger Mischung mit Bulten-Gesellschaften vorhanden. Torfmoose der Hochmoorbulten und hochmoortypische Blütenpflanzen (z. B. Moosbeere) treten teilweise noch mit geringer Deckung auf. Außerdem können wiedervernässte Flächen des industriellen Torfabbaus diesem Lebensraumtyp zugeordnet werden, soweit Restbestände oder Initialstadien typischer Hochmoorvegetation vorkommen.
Vorkommen
Naturgemäß finden sich geschädigte Hochmoore heute in jenen Bereichen, die alle Voraussetzungen für eine Hochmoor-Torfbildung (aktives Moorwachstum) erfüllen. Gut ausgeprägte Vorkommen finden sich in Deutschland vor allem in der atlantischen Region.
In NRW sind dies die durch hohe Sommerniederschläge geprägten Bereiche im Tiefland an der niedersächsischen und niederländischen Grenze sowie lokalklimatisch bedingte Situationen im Bereich der Steigungsregen im höheren Bergland. In insgesamt 22 FFH-Gebieten sind 98 % des Gesamtbestandes (ca. 778 ha) dieses Lebensraumtyps in NRW gesichert. Die Beeinträchtigungen durch die irreversiblen Eingriffe in den Torfkörper bestehen zwar fort. Der Torfabbau ist in diesen Gebieten jedoch gestoppt. Vielerorts wird an der Verbesserung des Wasserregimes gearbeitet.
In Niedersachsen liegen die Verbreitungsschwerpunkte dieses Lebensraumtyps in den westlichen und mittleren Teilen des Tieflandes. Etwa ein Drittel des Gesamtbestandes liegt in der naturräumlichen Region „Dümmer Geestniederung und Ems-Hunte Geest“, insbesondere in der Diepholzer Moorniederung und im Emsland. Weitere Schwerpunkte liegen in der „Stader Geest“ und der „Ostfriesischen Geest“. Etwa ein Viertel des Gesamtbestandes verteilt sich auf die naturräumlichen Regionen „Weser-Aller-Flachland“ und „Lüneburger Heide“, weitgehend beschränkt auf deren westliche bzw. südwestliche Teile.
Gefährdung
Der Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps ist in der atlantischen Region Deutschlands insgesamt als ungünstig-schlecht bewertet. Hauptgefährdungsursachen sind die Störung des Wasserhaushalts und Nährstoffeinträge sowie die dadurch bedingte fortschreitende Verbuschung und Bewaldung zuvor offener Moorflächen. Örtlich sind auch invasive Neophyten an der Zunahme des Gehölzanteils beteiligt, insbesondere die Kulturheidelbeere und die Späte Traubenkirsche.
Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen
Renaturierungsfähige degradierte Hochmoore sollten von wirtschaftlichen Nutzungen freigehalten werden. Um Schad- und vor allem Nährstoffeinträge aus angrenzender intensiver Land- und Forstwirtschaft sowie von Verkehrswegen und Siedlungen zu verhindern, sind Pufferzonen von ausreichender Breite einzurichten. Dort sollte auf Düngung, Kalkung und Pestizideinsatz sowie Entwässerung verzichtet werden. Die Kernflächen dürfen mit Ausnahme der Durchführung von Pflegemaßnahmen nicht betreten werden. Wichtige Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen sind die Erhaltung noch lebender Hochmoorkerne als Ausbreitungszentren für die Neubesiedlung gestörter Bereiche, die Renaturierung hochmoortypischer Lebensräume durch Sicherung beziehungsweise Wiederherstellung des landschaftstypischen Wasser- und Nährstoffhaushalts, gegebenenfalls die Entwicklung älterer Vorwaldstadien zu Moorwäldern sowie das Entfernen von Gehölzen in mehrjährigen Zeiträumen und Schafbeweidung in gestörten Bereichen.
In Niedersachsen fallen Maßnahmen für den LRT 7120 in den Rahmen des Niedersächsischen Moorschutzprogramms. Es sind daher im Rahmen des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ keine spezifischen Maßnahmen für diesen Lebensraumtyp vorgesehen.
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- C2 – Kreis Minden-Lübbecke, Stemwede, Oppenweher Moorlandschaft
Weitere Links
- Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalogs NRW – Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Natura 2000-Gebiete im Lebensraum in Nordrhein-Westfalen (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Vollzugshinweise zum Lebensraum – Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Maßnahmenkonzept für den Lebensraum – Bundesamt für Naturschutz (BfN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Prioritärer Aktionsrahmen (PAF) – Bundesamt für Naturschutz (BfN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)