Die Exkursionsgruppe mit dem vorgeführten insektenfreundlichen Balkenmäher © Firma Urbane Vielfalt
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Projekt des Monats
#5/2023 GROẞER FACHAUSTAUSCH IN DER LÜNEBURGER HEIDE
Wie können wir die artenreichen Borstgrasrasen retten?
Knapp 40 Teilnehmende, vorwiegend von Naturschutz-Institutionen aus verschiedenen Regionen Niedersachsens und neun hochkarätige Referierende, die teilweise aus Luxemburg, den Niederlanden und dem Schwarzwald angereist waren: Das IP-LIFE-Team im NLWKN hatte alle wichtigen Akteure für das Thema „atlantische Borstgrasrasen“ zu einem zweitägigen Fachaustausch versammelt. Im Fokus der Veranstaltung standen Wissensvermittlung, Erkenntnisgewinn und Vernetzung.
Das Programm dieses Fachaustausches war gut gefüllt und vielfältig gestaltet: Der erste Tag startete in gemütlicher Atmopsphäre im Tagunsraum des Haverbeckhofs in der Nähe von Bispingen mit einer Einführung in das Thema. Die Situtation und Gefährdung des sensiblen Lebensraumtyps (LRT) wurde vorgestellt und die Verantwortung Niedersachsens für diesen LRT in der atlantischen Region verdeutlicht. Wichtige Aspekte der folgenden Vorträge waren die Nährstoffkreisläufe, Bodenparameter sowie die Wiederherstellung und das Management von Standortden des LRT. Des Weiteren gab es einen kleinen Exkurs in die Populationsbiologie der gefährdeten Pflanzenarten der Borstgrasrasen. Der Vortrags-Block endete mit einem kurzen Workshop in Kleingruppen, in dem Erfahrungen ausgetauscht und Lösungsmöglichkeiten bezüglich Erstinstandsetzung und Pflege diskutiert wurden.
Nach dem Abendessen bot der Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide eine kleine Exkursion zu einer Borstgrasrasenfläche beim Camp Reinsehlen an. Das ehemalige Militärgelände besitzt eine vielschichtige Vergangenheit und ebenso mannigfaltig sind die heutigen Flächen mit ihren Übergängen von Trockenen Heiden, Sandmagerrasen und Borstgrasrasen und den damit verbundenen Fragen zur Pflege. Nach Betrachtung verschiedener Teilflächen konnten im letzten Sonnenlicht noch einige kleine Individuen der Mondraute (Botrychium lunaria) entdeckt werden.
Am zweiten Tag erhielten die Teilnehmenden in einem Vortrag Informationen über die Fördermöglichgkeiten für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Nach einer anschließenden kurzen theoretischen Einführung in die Exkursionsgebiete ging es zur Besichtigung der Flächen ins Freiland. Erster Halt war der Borstgrasrasen Badenstedt im Landkreis Rotenburg (Wümme). Dieses FFH-Gebiet ist ein schönes Beispiel für einen Borstgrasrasen, der durch eine Erstinstandsetzung in Kooperation mit der lokalen Ökologischen Station wieder in eine gute Richtung entwickelt wird. Die Maßnahmen umfassten vor allem eine über das IP-LIFE finanzierte Instandsetzungsbeweidung (zwei jeweils zweiwöchige Durchgänge pro Jahr über drei Jahre) sowie Gehölzarbeiten. Hier konnte die Gruppe vor allem die Blüten des Hunds-Veilchens (Viola canina) bestaunen und auch sehen, dass zu starkes Plaggen keine geeignete Methode zur Borstgrasrasenentwicklung ist, denn der mineralische Grund sollte nicht freigelegt werden.
Die nächste Station lag im Landkreis Verden bei Quelkhorn. Hier waren nur noch kleine Reste von Borstgrasrasen vorhanden, aber etwas Besonderes wartete auf die Exkursionsgruppe: Eine Maschinenvorführung eines schonenden und insektenfreundlichen Balkenmähers, der auch in unebenem Gelände gut nutzbar ist. Die Firma präsentierte zudem verschiedene weitere Aufsätze wie einen Entmooser.
Für den Abschluss hatte das IP-LIFE-Team eine besonders gut ausgeprägte Borstgrasrasen-Fläche (Erhaltungsgrad A), ebenfalls im Landkreis Verden, ausgewählt. Der Quellhang weist ein Mosaik aus verschiedenen Biotoptypen und Borstgrasrasenbereichen auf. Die Teilnehmdenden entdeckten viele seltene Arten, so auch das rosa blühende Wald-Läusekraut (Pedicularis sylvatica) und die bereits gut zu erkennenden gefleckten Blätter des Knabenkrauts (Dactylorhiza maculata). Diese Fläche war auch bestens geeignet, die Herausforderungen der Abgrenzung des Borstgrasrasens zu diskutieren.
Nach zwei intensiven und spannenden Tagen machten sich alle mit neuen Impulsen, Fragen und Antworten auf den Heimweg. Das IP-LIFE-Team bedankt sich bei allen Teilnehmenden und freut sich auf die erfolgreiche Umsetzung weiterer Maßnahmen für den Lebensraumtyp Borstgrasrasen!