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#12/2020 OPTIMIERUNG FÜR DIE „PFLANZENGESELLSCHAFT DES JAHRES 2020“
„Borstgrasrasen bei Badenstedt“ – Naturschutzgebiet im Dornröschenschlaf

Ein Blütenmeer: der Borstgrasrasen bei Badenstedt im Juni

Ein Blütenmeer: der Borstgrasrasen bei Badenstedt im Juni © Sarina Pils, ÖNSOR

In Zusammenarbeit mit der Ökologischen NABU-Station Oste-Region (ÖNSOR), dem Amt für Naturschutz und Landschaftspflege des Landkreis Rotenburg (Wümme) und der Stadt Zeven setzte das NLWKN umfangreiche Maßnahmen zum Schutz des wertvollen Naturschutzgebietes „Borstgrasrasen bei Badenstedt“ um. Die Maßnahmen fanden im Zuge des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ statt.

Borstgrasrasen sind einst durch extensive Grünlandnutzung, insbesondere durch Beweidung, entstanden. Nutzungsaufgabe und Nutzungsintensivierung führten jedoch zum Rückgang dieser artenreichen Lebensräume, sodass sie heute zu den am stärksten gefährdeten Biotoptypen in Niedersachsen zählen.

Das etwa sieben Hektar große Naturschutzgebiet „Borstgrasrasen bei Badenstedt“ (NSG LÜ 304) beherbergt einen der größten und am besten erhaltenen Borstgrasrasenbestände im Landkreis Rotenburg (Wümme). Neben dem namengebenden Borstgras (Nardus stricta) kommen hier seltene Pflanzenarten wie Flohsegge (Carex pulicaris), Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Moorlilie (Narthecium ossifragum), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) und Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata) vor. Aber auch zahlreiche Wildbienen, Tagfalter und weitere Insektenarten sowie Reptilien und Amphibien finden hier einen wertvollen Lebensraum. Mangelnder Weidedruck mit einhergehender Verbuschung führte allerdings zunehmend zur Verdrängung der konkurrenzschwachen Pflanzenarten. Es war also dringend Zeit, um zu handeln und Maßnahmen zum Schutz und zur Entwicklung dieses Biotops zu ergreifen.

Im Februar 2020 wurden daher umfangreiche Gehölzrodungen, insbesondere von Pioniergehölzen wie Birken, Pappeln und Weidengebüschen, durchgeführt, um die Borstgrasrasenfläche zu vergrößern und der Sukzession entgegenzuwirken. Diese Maßnahme diente gleichzeitig der Vernetzung einer isoliert liegenden Borstgrasrasenfläche mit der Hauptfläche. Gleichwohl wurden Weidenjungauswuchs und Brombeergebüsche mit einem Bagger abgetragen, damit sich die schützenswerten, konkurrenzschwachen Pflanzenarten besser gegen die dominanten Arten durchsetzen können. Um das vorhandene Samenpotential zu fördern, wurden offene Bodenstellen geschaffen. Im Gebiet vorhandene ehemalige Mergelgruben wurden freigestellt, entschlammt und naturnah gestaltet, um die Habitatbedingungen für Amphibien, wie zum Beispiel den Fadenmolch (Lissotriton helveticus), zu optimieren.

Um dem Aufkommen von Gehölzen, Brombeeren und Pfeifengras effektiv und langfristig entgegenzuwirken, fand 2019 eine Erstinstandsetzungsbeweidung mit etwa 600 Schafen und Ziegen durch die Hüteschäferei Hehmsoth statt. Die Beweidung wurde in zwei Beweidungsdurchgängen von jeweils circa zwei Wochen im Jahr 2020 wiederholt und ist bereits für 2021 geplant.

Die Umsetzung des Projektes wird vor Ort von der Ökologischen NABU-Station Oste-Region (ÖNSOR) naturschutzfachlich begleitet. Dazu gehört nicht nur die Begleitung der Maschineneinsätze und der Beweidung, sondern auch eine Erfassung des Pflanzenartenbestands, eine Erfassung der Tagfalter sowie ein Monitoring.

Dank der Zusammenarbeit von NLWKN, Amt für Naturschutz und Landschaftspflege, ÖNSOR und der Stadt Zeven als Flächeneigentümer im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ konnte ein entscheidender Beitrag zum Erhalt dieses wertvollen Lebensraumtyps im Landkreis Rotenburg geleistet werden. In der 3. Projektphase des IP-LIFE sollen in Niedersachsen weitere ähnliche Vorhaben umgesetzt werden.

Übrigens: Der Borstgrasrasen ist „Pflanzengesellschaft des Jahres“ 2020.

Damit sich der wertvollen Borstgrasrasen durch natürliche Ausbreitung vergrößern kann, wurde auf angrenzenden Flächen der Oberboden inklusive Vegetation abgezogen

Damit sich der wertvollen Borstgrasrasen durch natürliche Ausbreitung vergrößern kann, wurde auf angrenzenden Flächen der Oberboden inklusive Vegetation abgezogen © Thomas Kutter, NLWKN

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