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Projekt des Monats


#7/2022 ERFOLGSKONTROLLEN
Monitoring zur Wiederansiedlung der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)

Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise sind Knoblauchkröten schwer zu finden. Diese Jungkröte ist gerade dabei, sich nach dem Aussetzen in den Sand einzugraben.

Aufgrund ihrer versteckten Lebensweise sind Knoblauchkröten schwer zu finden. Diese Jungkröte ist gerade dabei, sich nach dem Aussetzen in den Sand einzugraben. © Dr. Martina Raffel, Bezirksregierung Münster

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Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) wird in Nordrhein-Westfalen als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Im Rahmen der Maßnahme “Erhaltungszucht für die Knoblauchkröte“ (Action A2) wurden in den ersten beiden Projektphasen des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften Knoblauchkröten (Pelobates fuscus) in der Zuchtstation in Enniger im Kreis Warendorf gezüchtet und in geeigneten Gebieten innerhalb des ursprünglichen Verbreitungsgebietes in NRW (wieder-)angesiedelt. In den Jahren 2017 bis 2021 wurden so insgesamt mehr als 40.000 Knoblauchkröten – in der Regel als Kaulquappen, teilweise aber auch als bereits metamorphosierte Jungkröten – ausgesetzt. Die Koordination von Zucht und (Wieder-)Ansiedlung erfolgte dabei durch die NABU Naturschutzstation Münsterland e.V. Das Monitoring wird in Zusammenarbeit mit den jeweiligen lokalen Partnern, überwiegend Biologischen Stationen, durchgeführt.

Die Knoblauchkröte gilt auf Grund ihrer heimlichen und versteckten Lebensweise als eine der am schwierigsten zu erfassenden Amphibienarten. Wegen ihres Bedrohungsstatus wird sie in NRW im Totalzensus geführt, das heißt alle bekannten Vorkommen der Art werden durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) in Kooperation mit den Biologischen Stationen erfasst. Neue Populationen werden in den regelmäßigen Zensus einbezogen.

Prinzipiell werden im Rahmen des IP-LIFE zwei verschiedene Methoden zum Monitoring der Knoblauchkröten-Populationen verwendet: Zum einen erfolgt eine detaillierte Erfassung der Tiere durch die Verwendung von Amphibienfangzäunen. Diese werden zur Anwanderungszeit der Knoblauchkröten aufgestellt. Die Zäune bestehen aus einem handelsüblichen weichen Material, sind etwa 50 Zentimeter hoch und werden einige Zentimeter in den Boden eingegraben. In regelmäßigen Abständen werden entlang des Zauns Eimer in Bodenhöhe versenkt, um ankommende Amphibien darin zu sammeln. Die Tiere stoßen auf ihrer Wanderung gegen den Zaun und fallen bei der Suche nach einer möglichen Lücke früher oder später in die Eimer. Diese werden täglich kontrolliert und alle darin befindlichen Amphibien dokumentiert, gezählt und wieder freigelassen. Eine zweite Methode ist das „Verhören“ rufender Männchen mit speziellen technischen Geräten, den sogenannten Hydrofonen (Unterwassermikrofonen). Mit deren Hilfe können die sehr leisen Paarungsrufe unter Wasser erfasst werden. Kombiniert man die Mikrofone mit MP3-Playern als Aufzeichnungsgerät, können diese Horchboxen auch über längere Zeiträume Daten sammeln und anschließend analysiert werden. Allerdings rufen Knoblauchkröten-Männchen nur während einer sehr kurzen Zeit des Jahres (zwei bis vier Wochen) und auch nur dann, wenn die Wetterbedingungen günstig sind. Wenn es zu trocken oder kalt ist, brechen die Tiere die Wanderung ab und pflanzen sich dann auch erst im nächsten Jahr fort. Da nicht bekannt ist, ob alle bzw. wie viele der laichbereiten Männchen überhaupt rufen, sind die Ergebnisse dieser Methode für die Schätzung der Populationsgröße nicht ganz so zuverlässig. Sie ermöglicht vielmehr einen generellen Nachweis der Art in Gewässern oder eine grobe Abschätzung der Anzahl rufender Männchen, stellt aber eine recht zeit- und kostengünstige Nachweismethode dieser schwer zu erfassenden Art dar. Zusätzlich zu den beiden Methoden kann in dem jeweiligen Fortpflanzungsgewässer nach adulten Tieren und Laich gesucht und mittels Keschern oder Reusen ein Nachweis von Larven der Art erfolgen.

Das Monitoring begann nach den ersten Aussetzungen im Rahmen des IP-LIFE; das umfassende Monitoring aller Gebiete und Maßnahmen startete 2021. Derzeit liegen erste Monitoring-Berichte aus drei Maßnahmengebieten vor.

Rieselfelder Windel, Bielefeld (C20)

Im Naturschutzgebiet Rieselfelder Windel in Bielefeld waren im Jahr 2016 der östliche Teil und 2018 der westliche Teil eines bestehenden, aber frühzeitig austrocknenden Gewässers, vertieft und entschlammt worden. Im mittleren Bereich wurde ein Teil des Aushubs aufgeschüttet, so dass dadurch zwei voneinander getrennte Gewässer entstanden. Im Februar 2018 wurde im Rahmen des IP-LIFE ein weiterer Kleinweiher so angelegt, dass er dauerhaft Wasser führt. Insgesamt wurden zwischen 2014 und 2019 11.950 Larven und 750 metamorphosierte Jungtiere in fünf optimierten bzw. neu geschaffenen Kleingewässern ausgesetzt, davon 9.350 Larven und 500 Jungkröten im Rahmen des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften.

In vier der fünf Untersuchungsgewässer in den Rieselfeldern Windel gelang 2021 ein Nachweis der Knoblauchkröte. In dem neu angelegten Kleinweiher konnte dabei an einem Untersuchungstag mit mindestens zehn Rufern die Dokumentation der höchsten Anzahl erfolgen. Die Beobachtung sehr unterschiedlicher Alters- und Entwicklungsstadien bei den Larven lassen auf mehrere Laichphasen schließen. Vier wandernde adulte Tiere nutzten im Frühjahr 2020 und 2021 nachweislich die Grünbrücke zwischen den Rieselfeldern und dem NSG Kampeters Kolk auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn.

Langenbergteich, Paderborn (C11)

2018 bis 2020 wurden im Rahmen des IP-LIFE am NSG Langenbergteich und an nahegelegenen Gewässern rund 6.200 Kaulquappen und 300 metamorphosierte Jungkröten ausgesetzt. Das erste Monitoring erfolgte dann im Frühjahr 2019 durch die Biologische Station Kreis Paderborn – Senne. Es wurden zwei Amphibienfangzäune errichtet: Der Heideweiher Langenbergteich und die südlich davon gelegene neue Blänke wurden ufernah umzäunt, um anwandernde Amphibien abzufangen. Das aufgrund von Niederschlägen hoch anstehende Grundwasser erschwerte die Untersuchung, da zahlreiche Eimer nicht eingebaut werden konnten oder wieder entfernt werden mussten. Am Weiher konnten 45 und an der Blänke sieben Knoblauchkröten nachgewiesen werden. Eine Nachsuche nach Laichschnüren oder Kaulquappen blieb allerdings ohne Erfolg.

Lippeaue, Kreis Soest (C15, C16, C108)

Ein besonderer Schwerpunkt bei der Wiederansiedlung der Knoblauchkröte liegt in der Lippeaue im Kreis Soest. Aktuelle Nachweise gab es dort nur noch unmittelbar unterhalb von Lippstadt (Rote Beeke) sowie am Terrassenrand der Lippeaue bei Lippstadt-Eickelborn. Mit der Schaffung von 15 zusätzlichen Laichgewässern, der Optimierung angrenzender Landlebensräume sowie dem anschließenden Besatz mit Individuen aus der Zuchtstation in Enniger wurden die Voraussetzungen geschaffen, um den Erhaltungszustand der Art in der Lippeaue zu verbessern und weitere Populationen zu etablieren. Insgesamt wurden von 2016 bis 2020 in neun Bereichen der Lippeaue rund 16.000 Individuen im Kreis Soest sowie im unmittelbar angrenzenden Kreis Warendorf ausgesetzt. Ein erstes Monitoring für Amphibienarten wurde von der Biologischen Station Soest im Jahr 2021 zwischen Lippstadt und Lippetal durchgeführt. Dabei wurden fünf Gewässer entlang der Lippe sowie die ursprüngliche Population „Rote Beeke“ mittels Amphibienfangzäunen untersucht. 

Insgesamt fielen im 42-tägigen Untersuchungszeitraum 101 Knoblauchkröten in die Eimer, davon 15 Tiere aus der „Stammpopulation“ an der Roten Beeke. Somit können 86 Knoblauchkröten auf die Aussetzungen der Jahre 2017 bis 2019 zurückgeführt werden. Alle mit Nachzuchten besetzten Gewässer sind angenommen worden. Das bisherige Verbreitungsgebiet der Art im Kreis Soest wurde entlang der Lippeaue nach Westen erfolgreich um 22 Kilometer erweitert. In allen untersuchten Gebieten wurde darüber hinaus der Kammmolch (Triturus cristatus) nachgewiesen. In der Disselmersch wurde zudem der Laubfrosch (Hyla arborea) registriert.

Im April 2020 setzten Mitarbeiter der ABU Soest Kaulquappen aus der Zuchtstation in ein Gewässer der Lippeaue aus.

Im April 2020 setzten Mitarbeiter der ABU Soest Kaulquappen aus der Zuchtstation in ein Gewässer der Lippeaue aus. © Luise Hauswirth, ABU Soest

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