Besenheide bei Sonnenuntergang

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Geschützte Arten


Pelobates fuscus (1197)
Knoblauchkröte

Knoblauchkröte (Pelobates fuscus)

Knoblauchkröte/Common spadefoot (Pelobates fuscus) © -ani-/CC BY-SA 2.0 DE

Aussehen

Die Knoblauchkröte zählt zur Familie der Krötenfrösche und ist mit einer Körperlänge von vier bis acht (meist sechs bis sieben) Zentimetern eine der kleineren heimischen Froschlurch-Arten. Ihre Körperform wirkt mit dem relativ großen Kopf ein wenig gedrungen. Weibchen sind im Durchschnitt etwas größer als Männchen. Die Körperfärbung variiert in braunen und grauen Farbtönen. Auf der Oberseite sind die Tiere mit einem individuell verschiedenen Muster aus hell- bis dunkelbraunen Längsbändern gezeichnet, gelegentlich sind sie auch gefleckt oder nahezu zeichnungslos. Die Unterseite ist weißlich, zuweilen dunkel gesprenkelt oder gefleckt. Charakteristisch sind die abgerundete Schnauze und die stark hervortretenden Augen mit senkrechten, schlitzförmigen Pupillen. Die gelbgefärbten Grabschwielen an den Hinterfüßen erlauben eine sichere Bestimmung ausgewachsener Tiere; sie ermöglichen den Tieren ein blitzschnelles Eingraben im Sandboden. Als alternative Verhaltensweise zur Feindabwehr kann sich die Knoblauchkröte auch aufblähen und ein übel riechendes Sekret absondern; der an Knoblauch erinnernde Geruch brachte ihr ihren Namen ein. Die Paarungsrufe – ein leises, meist dreifaches „wock…wock…wock“ – werden unter Wasser abgegeben und erinnern an ein entferntes Klopfen.

Lebensraum und Lebensweise

Die wärmeliebende Knoblauchkröte bevorzugt als Landlebensraum offene Bereiche in der Nähe geeigneter Laichgewässer mit lockeren Böden, in die sie sich tief eingraben kann. Auf Grund ihrer versteckten Lebensweise ist sie eine der am schwierigsten zu erfassenden Amphibienarten. Neben Heiden, Magerrasen und Sandgebieten in größeren Flussauen besiedeln sie auch sandige Ackerflächen (Spargel- und Kartoffelfelder), Wiesen, Weiden, Parkanlagen, Gärten oder Sand- und Kiesgruben. Als Laichgewässer bevorzugt die Knoblauchkröte stehende Gewässer, die nicht austrocknen, nicht zu flach und halbschattig bis besonnt sind und Wasserpflanzen zur Befestigung der Laichschnüre aufweisen. Die Winterquartiere werden abhängig von der Umgebungstemperatur Ende September/Mitte Oktober aufgesucht. Die Tiere graben sich dann in eine Tiefe von 60 bis maximal 100 Zentimetern ein.

Im März/ April erfolgt die Wanderung in die Laichgewässer. Die Fortpflanzungszeit erstreckt sich von April bis Mai; bei ausgiebigen Niederschlägen kann sich eine zweite Laichzeit von Juni bis Mitte August anschließen. Nach Beendigung der Laichzeit wandern die adulten Knoblauchkröten in die Landlebensräume, die sich in einem Radius von maximal 600 Metern befinden. Die Larven schlüpfen nach etwa acht Tagen. Ältere Larven fallen durch ihre enorme Größe von bis zu 19 Zentimetern auf. Die Metamorphose erfolgt nach drei bis vier Monaten. Die Jungkröten verlassen dann zwischen Ende Juni und Mitte September das Gewässer und suchen im Herbst ihre Winterquartiere auf. Auch die Alttiere wandern ab Oktober in ihre Winterquartiere. Larven aus spät abgelegten Eiern überwintern im Gewässer und vollenden ihre Metamorphose erst im folgenden Jahr. Die Geschlechtsreife erfolgt nach ein bis zwei Jahren. Die Lebensdauer beträgt im Freiland fünf bis maximal neun Jahre, in Menschenobhut bis zu elf Jahren.

Verbreitung

Die Knoblauchkröte erreicht in Deutschland ihre westliche Verbreitungsgrenze. Sie gilt bundesweit als „gefährdet“. In Nordrhein-Westfalen ist sie als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft und nur im Tiefland zerstreut verbreitet. Sie weist vor allem in der Westfälischen Bucht (Münsterland) lokale Schwerpunktvorkommen auf.

In Niedersachsen gilt die Art als „gefährdet“ und erreicht die Grenzen ihrer nordwestlichen Verbreitung entlang der Ems oder der Grenzmarkierung zu den Niederlanden. Die wichtigsten Verbreitungsgebiete in Niedersachsen liegen im östlichen, subatlantisch-kontinentalen Tiefland in Teilen der Naturräumlichen Regionen „Stader Geest“ und „Lüneburger Heide und Wendland“ (mit der Elbtalniederung) sowie im „Weser-Aller-Flachland“.

Gefährdung

Der beobachtete Rückgang der Art ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit den intensiven landwirtschaftlichen Anbaumethoden im Hinblick auf Flurbereinigung und den direkten Verlust von Laichgewässern und terrestrischen Strukturelementen in den landwirtschaftlich geprägten Landschaften verbunden. Andere Faktoren sind die Absenkung des Grundwasserspiegels oder das (frühzeitige) Trockenfallen von Kleingewässern, natürliche Sukzession, die Umwandlung zu Fischteichen sowie extreme Wetterlagen, die auch zu ungeeigneten Ablaichbedingungen führen können. Es gibt auch Einschränkungen durch die Entfernung von angrenzenden Biotopen und Vegetationselementen sowie durch Verinselung der Hauptlebensräume durch Straßen- und Siedlungsbau.

Prinzipielle Schutzmaßnahmen

Grundlegende Umsetzungsmaßnahmen für den Schutz und die Verbesserung des Erhaltungszustands zielen auf die Bewahrung und Wiederherstellung von nicht-fragmentierten Gewässerkomplexen ab, in denen die einzelnen Kleingewässer nach Möglichkeit nicht mehr als einen bis drei Kilometer voneinander entfernt sind. Um einzelne Knoblauchkröten- Vorkommen zu schützen, ist es wichtig, den Jahreslebensraum zu betrachten (Biotopkomplexe von  Laich-, Sommer und Winter-Lebensraum). Die Laichgewässer als Zentrum des Jahreslebensraumes sollten besonders vor Störungen geschützt werden; nach Möglichkeit sollte in einem Radius von mindestens 600 Metern um die jeweiligen Gewässer nur extensiv landwirtschaftlich bewirtschaftet werden. Darüber hinaus sollten die Laichgewässer und terrestrischen Lebensräume dahingehend optimiert werden, dass Gewässer-beschattende Gehölze entfernt oder zurückgeschnitten, Nährstoffeinträge ins Wasser durch ausreichende Pufferzonen verhindert, der Einsatz von Düngemitteln vermieden und nutzungsfreie Randstreifen sowie karge Landflächen und Brachen in Gebieten mit losen Sandböden gefördert werden. Zudem sollten in den Laichgewässern keine Fischbestände vorkommen.

Maßnahmen in Projektphase 1

In der ersten Projektphase werden sechs Maßnahmen mit dem Schwerpunkt, den Erhaltungszustand der Knoblauchkröte zu verbessern in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Vier davon stehen in direktem Bezug mit der Knoblauchkröten-Zuchtstation in Enniger und zielen auf die Wiederansiedlung der Art ab. Zusätzlich werden Laichgewässer und umgebende Landlebensräume optimiert oder neu geschaffen. Dabei werden Synergieeffekte für die entsprechenden Lebensräume (z. B. Lebensraumtypen 2310, 3130) und weitere, diese Lebensräume besiedelnde Arten wie den Kammmolch erwartet.

In Niedersachsen werden in der ersten Projektphase fünf Maßnahmen in den Bezirken Diepholz, Celle, Wolfenbüttel und der Stadt Braunschweig umgesetzt, die sich auf die Verbesserung des Erhaltungszustandes der Knoblauchkröte fokussieren. Die Aktivitäten umfassen die (anfängliche) Wiederherstellung der Lebensräume durch das Entfernen von Sämlingen und Habitatverbesserungen durch Gewässerentschlammung und das Mähen von Schilf bis zur Renaturierung oder Neuanlage von Kleingewässern. In einem Fall ist es notwendig, eine Fläche zu kaufen, um dort ein neues Gewässer zu schaffen.

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