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Projekt des Monats


Projekt des Monats #12/2021
Erhaltung und Wiederherstellung eines Lebensraumkomplexes von Offenlandbereichen mit Kleingewässern im Landkreis Lüneburg

Gehölzarbeiten im Winter 2019/2020.

Gehölzarbeiten im Winter 2019/2020. © Lutz von der Heyde

Das etwa 20 Hektar große Gebiet der Sandgrube Breetze gehört zu den bedeutendsten Offenlandlebensräumen im Landkreis Lüneburg. Es ist durch unebene, teils steile Böschungen gekennzeichnet. Junge Kiefernbestände kommen im Wechsel mit trockenen mageren Sukzessionsfluren und mageren Trockenrasen vor. Neben geschützten Silbergrasfluren und Landreitgrasfluren prägen Ginster-, Weißdorn- und Schlehengebüsche das strukturreiche Gebiet.

Die Sandgrube Breetze weist ein trockenwarmes Klima auf, was ideal für die Zauneidechse (Lacerta agilis) und andere zum Teil gefährdete Arten ist. Hier sind u.a. Kreuzkröte (Bufo calamita), Neuntöter (Lanius collurio) und der Wendehals (Jynx torquilla) hervorzuheben. Die offenen Sandbereiche dienen auch Wildbienen und Hummeln als Habitat. Außerdem sind in jüngsten Erfassungen über 800 Falterarten bestimmt worden.

Durch zunehmende Verbuschung und Sukzession in Folge der Nutzungsaufgabe geriet dieser wertvolle Lebensraumkomplex allerdings in den letzten Jahren in Bedrängnis, sodass Zauneidechsen und Kreuzkröten nur noch in kleinen Beständen vorhanden sind. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Lüneburg und das IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ sahen Handlungsbedarf und erarbeiteten gemeinsam mit einem örtlichen Biologen, der ein langjähriger Kenner des Gebietes ist, ein Konzept zum Erhalt und der Vergrößerung dieser ökologisch vielfältigen Fläche.

Zunächst wurde auf der Fläche die Naturverjüngung der Kiefer zurückgedrängt, um Offenlandbereiche zu vergrößern und zu verbinden. In Einzelfällen konnten solitäre Kiefern oder kleine Gruppen als Ansitzwarten für den Wendehals stehen bleiben. Einige Kiefern wurden mitsamt ihren Wurzeln umgekippt, nachdem sie gekappt worden waren. Die Wurzelteller können so – ebenso wie neu angelegte Totholzhaufen – als Versteckmöglichkeiten für Insekten und das „Reptil des Jahres 2020 und 2021“, die Zauneidechse, dienen. Dichte Gehölzbestände wurden aufgelichtet, wobei Weißdorn- und Schlehengebüsche bewusst als Nistplätze für den Neuntöter unangetastet blieben.

Neben der Sukzession wurden aufkommende Dominanzbestände von Landreitgras als Problem für den Lebensraumkomplex identifiziert. In diesen dichten Beständen haben konkurrenzschwächere Pflanzenarten kaum eine Chance. Daher wurden besonders dichte Landreitgrasbestände gemäht und das Mahdgut abtransportiert. Teilweise wurde darüber hinaus die Pflanzendecke abgezogen. Hierbei war Vorsicht geboten, denn die noch im Boden vorhandenen Samen der konkurrenzschwächeren Arten sollten nach Möglichkeit auf der Fläche verbleiben. Diese Maßnahme diente gleichzeitig der Strukturschaffung für beispielsweise Zauneidechse und Wildbienen. Durch Oberbodenabtrag an einem Hang konnten für die Wildbienen zusätzliche Habitate zum Bau von Niströhren geschaffen werden.

Zur Förderung der Population der Kreuzkröte auf der Maßnahmenfläche wurden fünf temporär wasserführende Kleingewässer als Laichgewässer optimiert bzw. neu angelegt. In Bereichen mit lehmigen Anteilen wurden zu diesem Zweck Senken ausgehoben. Die Maßnahme zeigte bereits im Sommer 2021 erste Erfolge: Nach zwei Jahren ohne Reproduktion der Kreuzkröte in der Sandgrube Breetze konnten in diesem Jahr etwa eintausend metamorphosierte Kreuzköten die Gewässer verlassen.

Um diese Landschaft dauerhaft offen zu halten und eine erneute Besiedelung durch Bäume und Sträucher zu verhindern, ist eine einmalige Herstellung von Biotopstrukturen nicht ausreichend. Ein langfristiges Pflegekonzept zur Sicherung der Strukturvielfalt ist nötig. Daher wurde im westlichen Teilbereich des Gebietes ein Zaun errichtet, der eine regelmäßige Beweidung ermöglicht. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Lüneburg hat dafür ein Beweidungskonzept erarbeitet. Zunächst ist es Ziel, nach den ersten Gehölzentnahmen das erneute Aufkommen von Gehölzen sowie des Landreitgrases zu verhindern. Seit dem Sommer 2020 weiden daher Schafe auf der Fläche.

Blick in die Grube mit angelegtem Kreuzkröten-Gewässer.

Blick in die Grube mit angelegtem Kreuzkröten-Gewässer. © Lutz von der Heyde

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