Besenheide bei Sonnenuntergang

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Geschützte Arten


Lacerta agilis (1261)
Zauneidechse

Zauneidechse (Lacerta agilis)

Zauneidechse/Sand Lizard (Lacerta agilis) © Friedrich Böhringer, CC BY-SA 3.0

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Die Zauneidechse ist eine mittelgroße, relativ plump wirkende Eidechse. Sie erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu elf Zentimetern und eine Gesamt-Körperlänge von bis zu 24 Zentimetern. In Färbung und Zeichnung können sich die Tiere sehr stark voneinander unterscheiden. Die Grundfärbung von Oberkopf, Rücken und Schwanz ist gelbbraun, graubraun oder braun. Die Körperseiten tragen ein dunkles Fleckenmuster, das zum Teil aus schwarz umrandeten weißen Augenflecken besteht. Auf der Rücken- und Schwanzmitte findet sich häufig ein leiterartiges Zeichnungsmuster aus hellen Seitenlinien und dunkelbraunen Flecken mit braunen Zwischenräumen. Die Männchen besitzen eine deutlich verdickte Schwanzwurzel und weisen insbesondere in der Paarungszeit eine auffällige Grünfärbung an den Körperseiten und der Kehle auf. Die Unterseite ist bei den Weibchen gelblich und fleckenlos, bei den Männchen grün mit schwarzen Flecken. Jungtiere sind einfarbig braun mit bis zu drei Reihen Augenflecken pro Flanke.

Lebensraum und Lebensweise

Als ursprünglicher Steppenbewohner besiedelt die Zauneidechse primär dynamische Binnendünenareale in und an Flussauen (Flugsandgebiete). Diese natürliche Dynamik besteht in Mitteleuropa jedoch meistens nicht mehr, auch durch das Wegfallen von Bränden und der damit verbundenen Schaffung von vegetationslosen Offenbodenarealen. Daher kommt die Art heute vornehmlich in Ersatzlebensräumen vor, die mehr oder weniger menschlich geprägt sind. Ränder, Schneisen und Lichtungen meist lichter Nadelwälder (in der Regel frühere Eichen-Birkenwald-Flächen), oft in Verbindung mit kleinen eingestreuten Heideflächen, Trockenheiden und Mager- oder Halbtrockenrasen mit mehr oder weniger starken Gehölzen, Böschungen entlang vonBahntrassen, Straßen oder Kanälen, Steinbrüche, Ruderalflächen, Feldraine und Wegränder in Verbindung mit Hecken, Büschen oder Feldgehölzen. Charakteristische Strukturen und Merkmale sind sandige oder steinige, trockene Böden, ein Wechsel von unterschiedlich dichter, zum Teil auch völlig fehlender Vegetation, Strukturen wie Baumstümpfe, liegendes Totholz oder Lesesteinhaufen sowie eine bestimmte Geländeneigung und Exposition nach Süden sowie das Vorhandensein von grabfähigen, lockeren Sandflächen mit fehlender Vegetation in sonnenexponierter Lage als Eiablagestandorte.

Über den Winter verstecken sich Zauneidechsen in frostfreien Verstecken. Nach Beendigung der Winterruhe verlassen die tagaktiven Tiere ab März bis Anfang April ihre Winterquartiere. Ab Mai werden von den Weibchen neun bis vierzehn Eier in sieben bis acht Zentimeter tiefe, selbst gegrabene Erdlöcher an sonnenexponierten, vegetationsfreien Stellen abgelegt. In günstigen Jahren sind zwei Gelege möglich. Die jungen Eidechsen schlüpfen von Ende Juli bis September oder Anfang Oktober. Während ein Großteil der Jungtiere noch bis in den Oktober und November aktiv ist, suchen die Alttiere bereits von Anfang August an ihre Winterquartiere auf.

Die Zauneidechse ist eine ausgesprochen standorttreue Art, die meist nur kleine Reviere mit einer Fläche von bis zu 100 Quadratmetern nutzt. Bei saisonalen Revierwechseln kann die Reviergröße bis zu 1.400 (max. 3.800) Quadratmeter betragen. Die Ausbreitung erfolgt vermutlich über die Jungtiere.

Die Geschlechtsreife setzt meist nach der zweiten Überwinterung ein. Die maximale Lebensdauer wird bei Männchen im Freiland mit zwölf Jahren, bei Weibchen mit 18 Jahren angegeben. Die meisten Tiere erreichen jedoch kein so hohes Alter.

Verbreitung

In Nordrhein-Westfalen wird die Zauneidechse als „stark gefährdet“ eingestuft. Die wichtigsten Verbreitungsgebiete liegen im Tiefland im Bereich des Münsterlandes und im nördlichen Rheinland.

In Niedersachsen kommt die Zauneidechse mehr oder weniger zerstreut in allen naturräumlichen Regionen vor und wird als „gefährdet“ in der aktuellen Roten Liste (2013) geführt. Die größten Siedlungsdichten liegen im Bereich der Lüneburger Heide, im Weser-Aller-Flachland, Weser-Leine-Bergland sowie in der südlichen Ems-Hunte-Geest. In den übrigen Bereichen ist die Verbreitung lückenhaft.

Deutschland besitzt etwa zehn bis 33 Prozent des Gesamtareals der Unterart Lacerta agilis agilis und ist daher in hohem Maße für den globalen Erhalt dieser Unterart verantwortlich. Für die Unterart L. a. argus liegen mehr als 10 % des Gesamtareals in Deutschland. Die Grenze zwischen den beiden Unterarten verläuft durch Schleswig-Holstein, über das östliche Niedersachsen und westliche Sachsen-Anhalt in Richtung Bayern.

Gefährdung

Die durch intensive Land- und Forstwirtschaft verursachten Veränderungen der Landschaft stellen die Hauptursachen für den Rückgang der Zauneidechse dar und tragen heute erheblich zur weiteren Verinselung und Zerstörung von Populationen bei. Aufforstung oder Umwandlung von Heiden oder Mager- und Trockenrasen, die Verfüllung und/oder Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Nutzung, Bewaldung oder Überwucherung nach der Aufgabe von Steinbrüchen, das Entfernen von Strukturen, die als Schutz notwendig sind, die Fragmentierung von Lebensräumen und Isolierung von Populationen durch den Straßenbau sind von besonderer Bedeutung für den Rückgang. Weitere wichtige Faktoren sind Verlust des Lebensraumes durch zunehmende Eutrophierung durch die Verwendung von Düngern und die zunehmende Überwucherung mit Buschwerk. In Siedlungsnähe können auch freilaufende Hunde und Katzen ein erhöhtes Prädationsrisiko bedingen.

Prinzipielle Schutzmaßnahmen

Grundlegende Umsetzungsmaßnahmen für den Schutz und die Verbesserung des Erhaltungszustandes der Art sind insbesondere die Anpassung der Kultivierungspläne an die Lebensraumansprüche der Art, die Nutzungsaufgabe oder -extensivierung von trocken-sandigen Feldern mit nur geringem Ertrag, das Verbot der Aufforstung in Kerngebieten der Zauneidechse sowie die Eröffnung größerer Freiflächen, die Schaffung oder Bewahrung vielfältig strukturierter, natürlicher Waldränder mit halboffenem Charakter und unbeschatteter Randstreifen auf beiden Seiten der Waldwege. Geeignete Lebensräume können auch durch die Verwendung linearer Landschaftsstrukturen verknüpft werden (z. B. entlang von Stromtrassen). Notwendige Pflegemaßnahmen sollten infolge natürlicher Sukzession durchgeführt werden. Es ist auch vorteilhaft, bestehende Vegetationselemente zu bewahren oder neue als Versteckmöglichkeiten anzulegen sowie nicht-beschattete offene Flächen für die Eiablage zu schaffen. Aufgegebene Eisenbahnlinien sollten als lineare Lebensräume und Verbindungskorridore genutzt und erhalten werden.

Maßnahmen in Projektphase 1

In der ersten Projektphase konzentrieren sich drei der in Nordrhein-Westfalen erfolgenden Maßnahmen auf die Verbesserung des Erhaltungszustandes der Zauneidechse. Dies beinhaltet vor allem Verbesserungsmaßnahmen für die typischen Lebensräume der Art, wie die Erweiterung von Borstgrasrasen und die Wiederherstellung von Dünen-Lebensräumen.

In Niedersachsen werden in der ersten Projektphase vierzehn Maßnahmen umgesetzt. Die Aktivitäten umfassen die Schaffung und Wiederherstellung der Lebensräume durch Entfernen von Sämlingen sowei die Verbesserung der bestehenden Lebensräume durch Erhalt von Strukturelementen wie Steinhaufen und Totholz sowie geeigneter Sommerlebensräume.

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