Die Zauneidechse © Christoph Caina / Wikimedia Commons
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Projekt des Monats
#6/2021: ZWISCHEN HEIDE UND WALD
Traumlandschaft für die Zauneidechse beim Camp Reinsehlen
In einem Wald-Heide-Mosaik nahe Reinsehlen im Landkreis Heidekreis wurden von 2019 bis 2021 Maßnahmen zur Förderung der Zauneidechse (Lacerta agilis) durchgeführt. Die Stadt Schneverdingen setzte sich als Flächeneigentümerin und Partnerin vom IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften mit für die Maßnahme ein.
Wald-Heide-Komplex mit Potential
Die insgesamt 33,5 Hektar große Fläche grenzt direkt an die großen Sandmagerrasenflächen beim Camp Reinsehlen an. Sie ist teils mit Heide bewachsen, teils als Magerrasen entwickelt und teils bewaldet. Durch die historische Nutzungsform der Beweidung prägen einzelne großkronige Eichen und Buchen als ehemalige Hutewaldbäume das Bild. Die Zauneidechse wurde hier mehrfach nachgewiesen. Östlich angrenzend befindet sich das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, das für die Zielarten Zauneidechse und Schlingnatter von hoher Relevanz ist.
Allerdings boten einige Bereiche des Mosaiks nur noch einen sehr eingeschränkten Lebensraum für die Zauneidechse. Die offenen Flächen des Mosaiks drohten durch junge Birken und Kiefern zuzuwachsen und die überwiegend aus Kiefern bestehenden geschlossenen Waldbestände waren durch den invasiven Wuchs der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) dunkel und schattig geworden.
Die Vision
Ziel des Vorhabens war es, reptilienfreundliche Übergangsbereiche zwischen Offenland- und lichten Waldbereichen zu schaffen und Flächen dadurch zu vernetzen. Außerdem sollte die Strukturvielfalt des Gebiets erhöht werden, sodass die Zauneidechsen viele kleinteilige Lebensräume nutzen können. In den Waldbereichen soll langfristig ein Eichenmischwald auf armen, trockenen Sandböden mit Waldheide und Beeren- und Strauchbestand entwickelt werden.
Vernetzung und Strukturvielfalt
In einem ersten Schritt wurden die Traubenkirschenbestände in bestimmten Bereichen durch Minibagger gerodet. Um die Waldbereiche weiter aufzulichten, folgte eine starke Durchforstung, sodass die verbliebenen Bäume nur noch einen lichten Kronenschirm bilden. In einem zweiten Schritt wurden ehemalige Offenflächen wieder freigestellt. Durch die Fällung ausgewählter Bäume entstanden freie Korridore zwischen den Flächen. Zudem wurden 15 Totholzhaufen im Gebiet verteilt, auf denen sich die Zauneidechsen sonnen oder verstecken können. Während der Arbeiten kam an einigen Stellen der offene Sandboden zum Vorschein; diese dienen den Tieren ideal als Eiablageplätze.
Auch die Schlingnatter könnte von den Maßnahmen profitieren. Zwar gibt es von der sehr versteckt lebenden Schlangenart bisher keine direkten Nachweise aus dem Gebiet, jedoch wurde ein Tier in der Nähe beim Bahnhof Wintermoor nachgewiesen. Somit könnten Schlingnattern die beim Camp Reinsehlen entlangführende Bahnlinie als Ausbreitungskorridor nutzen und so in das Gebiet einwandern.
Für Tagfalterarten, wie z. B. den Kleinen Waldportier (Hipparchia hermione), ist die Beseitigung von Barrieren zwischen Offenlandbereichen für eine Vergrößerung ihres Lebensraums ebenfalls sehr wichtig. Die offenen Sandbereiche können durch sandliebende Insekten besiedelt werden.
Ausblick
Durch die strukturreiche und lichtere Gestaltung des Wald-Heide-Mosaiks wird sich die Zauneidechse hier in Zukunft hoffentlich noch wohler fühlen. 2023 werden die flinken Tiere über das Projekt-Monitoring das nächste Mal erfasst.
Die örtliche Hütebeweidung mit Ziegen und Heidschnucken kann nun auch die neuen Offenlandflächen miteinbeziehen, sodass ein effektives Zurückdrängen der Gehölze möglich ist. Die Stadt Schneverdingen wird die tierischen Landschaftspfleger auch weiterhin mit maschinellen Arbeiten unterstützen.