Besenheide bei Sonnenuntergang

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Geschützte Arten


Coronella austriaca (1283)
Schlingnatter

Schlingnatter (Coronella austriaca)

Schlingnatter/Smooth Snake (Coronella austriaca) © Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

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Mit einer Körperlänge von 60 bis 75 Zentimetern ist die sehr versteckt lebende Schlingnatter, die häufig auch als Glattnatter bezeichnet wird, die kleinste einheimische Schlangenart. Sie zählt zu den ungiftigen Nattern und ist eine der wenigen europäischen Würgeschlangen. Aufgrund ihrer ähnlich scheinenden Zeichnung wird die Art häufig mit der giftigen Kreuzotter verwechselt. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind die Pupillen, die bei der Schlingnatter rund und bei der Kreuzotter senkrecht geschlitzt sind. Außerdem besitzen Kreuzottern eine viel kräftigere Zeichnung in Zickzackform; Schwanz und Kopf sind bei ihr deutlich voneinander abgesetzt. Schlingnattern weisen dagegen eine sehr variable Rückenzeichnung aus zwei Reihen paarig oder versetzt angeordneter dunkler Flecken auf oder können in Einzelfällen sogar fast ungefleckt sein; ihr langgestreckter Körper geht mehr oder weniger übergangslos in den Schwanz über. Schlingnattern sind in ihrer Grundfärbung rotbraun bis grau gefärbt. Charakteristisch ist die Kopf- und Nackenzeichnung, die aus einem großen, dunklen, fast herzförmigen Fleck besteht. Die Bauchseite ist meist einheitlich grau, gelb, braun oder rötlich gefärbt.

Lebensraum und Lebensweise

Im nordwestdeutschen Tiefland dürften die ursprünglichen Lebensräume der Schlingnatter die Randbereiche der atlantischen Hochmoore und lichte Eichen- und Birkenwälder mit eingestreuten Zwergsträuchern sein. Heute besiedelt die Art eine Reihe von verschiedenen halboffenen oder offenen Lebensräumen, die mehr oder weniger vom Menschen geprägt sind. Häufig sind dies durch Trockenlegung degenerierte Hochmoorkomplexe, lichte Nadelwälder, Waldränder, -lichtungen und -schneisen sowie strukturreiche, oft mit Baumgruppen durchsetzte Sandheiden. Strukturreiche Feldwege, Wegränder und Bahntrassen sind auch Teil des Lebensraumspektrums und stellen potentielle Ausbreitungslinien dar. Grünland, Ackerbrachen, Magerrasen, Ruderalflächen und Abbaugruben können ebenfalls als Habitat genutzt werden. Typische Lebensraumansprüche der Schlingnatter sind sandige oder moorige, trockene bis feuchte Böden mit kleinräumigem, mosaikartigem Wechsel von vegetationsfreien Flächen und Bereichen mit spärlicher bis dichter Vegetation, Strukturelementen wie liegendem Totholz, Baumstümpfen, Steinhaufen und Gleisschotter sowie eine das Mikroklima begünstigende Geländeneigung und Exposition der Aufenthaltsorte.

Nach Beendigung der Winterruhe beziehen die tagaktiven Schlingnattern ab Ende März die Sommerquartiere. Ab Mitte April bis Mitte/Ende Mai finden die Paarungen statt. Von Ende Juli bis September setzen die lebend-gebärenden Weibchen vier bis acht, seltener bis zu fünfzehn, Jungtiere ab, die sich vom ersten Lebenstag an selbst versorgen und sich zu einem großen Teil von jungen Eidechsen, Blindschleichen oder seltener auch anderen jungen Schlangen ernähren. Ab Anfang Oktober verstecken sich die standorttreuen Tiere meist einzeln in trockenen frostfreien Winterquartieren, die in der Regel weniger als zwei Kilometer vom übrigen Jahreslebensraum entfernt liegen. Nach drei bis vier Jahren werden die Jungtiere geschlechtsreif. Die hohe Jungensterblichkeit wird durch die durchschnittlich recht hohe Lebenserwartung der adulten Tiere von über zehn Jahren kompensiert; die maximale Lebensdauer liegt im Freiland bei etwa 16 Jahren.

Verbreitung

Die Schlingnatter ist in Nordrhein-Westfalen „stark gefährdet“ und kommt vor allem im Bergland vor. Verbreitungsschwerpunkte liegen im Bereich des Bergischen Landes sowie der Eifel. In flachen Lagen der atlantischen Region lebt die Art überwiegend in der Heide und trockenen Randzonen von Moorgebieten, insbesondere am Niederrhein, aber vereinzelt auch im Münsterland.

In Niedersachsen ist die Schlingnatter die seltenste Schlangenart und wird ebenfalls als „stark gefährdet in der aktuellen Roten Liste (2013) geführt. Die nordwestliche Arealgrenze verläuft durch das Weser-Ems-Gebiet. Die Art scheint insbesondere im Tiefland westlich der Weser in weiten Bereichen zu fehlen. Zusammenhängende Nachweispunkte gibt es nur aus der Region Diepholz und dem südlichen Emsland. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in der Lüneburger Heide und den Mooren und ausgedehnten Kiefernwäldern im Weser-Aller-Flachland. Eine gewisse Nachweishäufung zeigt auch die Wesermünder Geest nördlich von Bremen.

Gefährdung

Im nordwestdeutschen Tiefland ist die Art vor allem durch intensive Land- und Forstwirtschaft und durch Veränderungen in der Landschaft, die beispielsweise durch die industrielle Torfgewinnung verursacht werden, gefährdet. Diese Faktoren tragen heute auch erheblich zur weiteren Isolierung und Zerstörung von Schlingnatter-Vorkommen bei. Darüber hinaus spielen die folgenden Faktoren eine bedeutende Rolle bei dem Rückgang der Art: Aufforstung bis unmittelbar an Wegränder, Zerstörung von vorgelagerten Randzonen entlang von Waldsäumen, die aufgrund land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung sonnenexponiert sind, Entfernung von Strukturen, die als Versteckmöglichkeit benötigt werden, Sukzession, Zerschneidung von Lebensräumen und Isolation von Populationen durch bestehende und neu entstehende Straßen sowie nicht-reptilienfreundliche Pflegemaßnahmen in deren verbliebenen Kernlebensräumen.

Prinzipielle Schutzmaßnahmen

Zur Verbesserung des Erhaltungszustandes sind folgende konkrete Umsetzungsmaßnahmen erforderlich: Entfernen von Sämlingen, die infolge der natürlichen Sukzession auf südexponierten Bahn- oder Kanaldämmen wachsen, in Abbaugruben, auf Heiden und Magerrasen, in Moorrandbereichen oder Übergangszonen von Offenland zu Wald. Es ist erforderlich, vielfältige, strukturierte, naturnahe Waldsäume und -lichtungen mit einem halboffenen Charakter in sonnenexponierter Lage und unbeschatteten Randstreifen zu beiden Seiten der Waldwege zu schaffen oder zu erhalten, da diese Schlüsselhabitate und Verbreitungs-/Vernetzungsstrukturen darstellen. Zusätzlich sollte es keine Aufforstung in den Kernvorkommen der Schlingnatter geben und vegetationsfreie Waldflächen sollten offen gehalten werden. Die zeitlichen und räumlichen Lebensraumansprüche der Schlingnatter sollten bei der Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen bzw. Durchführung von speziellen Pflegemaßnahmen berücksichtigt werden.

Maßnahmen in Projektphase 1

In der ersten Projektphase werden vier Maßnahmen in Nordrhein-Westfalen durchgeführt, die sich auf die Verbesserung des Erhaltungszustandes der Schlingnatter konzentrieren. In erster Linie sind dies Verbesserungsmaßnahmen für typische Lebensräume der Schlingnatter, wie beispielsweise die Erweiterung von Borstgrasrasen sowie die Wiederherstellung von Dünen-Habitaten.

In Niedersachsen werden in der ersten Projektphase fünf Maßnahmen zur Verbesserung des Erhaltungszustandes der Schlingnatter umgesetzt. Die Aktivitäten beinhalten die Optimierung von Lebensräumen durch Entfernen von Sämlingen, Schaffen von Strukturelementen wie Steinhaufen, Totholz und Belassung von Grasfilzen bzw. -bulten sowie die Anlage neuer Überwinterungsquartiere.

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