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Projekt des Monats


#8/2018 Lippeaue bei Lippstadt
Förderung und Entwicklung von Lebensräumen für die Knoblauchkröte

Die Lippe schlängelt sich in zwei Windungen durch die Landschaft

Luftbild vom Bereich „Sandacker“ in Lippstadt-Eickelborn. Oben im Bild sind die neu geschaffenen Gewässer und Landlebensräume zu erkennen. © Luise Hauswirth

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Im Rahmen des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ begannen im Herbst 2017 die ersten Maßnahmen für die Knoblauchkröte in der Lippeaue westlich von Lippstadt. Im näheren Umfeld der angestammten Knoblauchkröten-Laichgewässer im Bereich „Rote Beeke“ sowie am Terrassenrand der Lippeaue bei Lippstadt-Eickelborn wurden neue Kleingewässer und Landlebensräume für die Art geschaffen. Die Umsetzung erfolgte durch die Bezirksregierung Münster in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. (ABU) sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Soest.

Die Knoblauchkröte ist europaweit als Anhang IV-Art der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie besonders geschützt. Sie ist als grabende Sandspezialistin östlicher Steppenregionen auf frost- und hochwasserfreie Lebensräume mit leichten grabefähigen Böden angewiesen. Tagsüber und über die kalte Jahreszeit hinweg vergräbt sie sich im Boden, bei Frost über einen Meter tief. Hierfür verwendet diese Amphibienart ihre bemerkenswert kräftigen, mit einer Grabschwiele versehenen Hinterbeine, die sie als Mitglied der Familie der Europäischen Schaufelfußkröten ausweisen. Zugleich benötigt sie für die Fortpflanzung lange wasserhaltende, stehende Gewässer in enger Nachbarschaft ihres Landlebensraumes. Diese sind durch großräumige Nährstoffeinträge und Nivellierungen in Nordwestdeutschland jedoch sehr selten geworden und stark bedroht.

Im Kreis Soest sind Sandböden von Natur aus selten. Schmale Terrassenränder entlang der Lippe und die südwestlichen Ausläufer der Senne mit ihren Sandböden ragen in den Kreis etwa bis nach Lippstadt hinein. Es existieren jedoch kaum noch geeignete Knoblauchkröten-Laichgewässer in der Lippeaue.

Knoblauchkröte sitzt im Sand

Knoblauchkröte © Luise Hauswirth

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Im Bereich der „Roten Beeke“ werden bereits seit 2013 Nachweiskontrollen der Knoblauchkröte durch engagierte Ehrenamtliche unternommen. Amphibienzäune wurden aufgebaut und vier Jahre in Folge im März und April allmorgendlich mit ehrenamtlicher Hilfe kontrolliert. Einige der dabei aufgefundenen erwachsenen Knoblauchkröten wurden in die von der NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V. betriebene Zuchtstation in Enniger im Münsterland gebracht, wo die Weibchen unter optimalen Bedingungen und frei von Fressfeinden ihre Laichschnüre an Ablaichstrukturen anheften und die Kaulquappen sich entwickeln konnten. Später im Jahr wurden die adulten Knoblauchkröten ebenso wie die aufgezogenen Kaulquappen in die Herkunftsgewässer am Ortsrand von Lippstadt zurückgebracht. Ergänzend ließ das Grünflächenamt der Stadt Lippstadt die Gehölze an den Teichen zurückschneiden, um so die erfahrungsgemäß besonders für die Fortpflanzung der Knoblauchkröte geeigneten Bedingungen – ältere, mehr oder weniger dicht bewachsene und gut besonnte Gewässer – zu schaffen. Mit der Anlage von drei ganzjährig wasserführenden Kleingewässern in geringer Entfernung zum nachgewiesenen Knoblauchkröten-Vorkommen wurden über das IP-LIFE Trittsteinbiotope zur Stützung und Erweiterung der Population erstellt.

Die zweite Maßnahmenfläche in der Lippeaue bei Lippstadt-Eickelborn, ein ehemaliger Sandacker in der Schoneberger Heide, war 2013 im Zusammenhang mit der Lippeauenrenaturierung im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmen-Richtlinie vom Land NRW erworben und anschließend in eine extensive Grünlandfläche umgewandelt worden. Das Gebiet ist rund neun Kilometer vom bekannten Knoblauchkröten-Vorkommen an der Roten Beeke in Lippstadt entfernt. Hier wurde im Rahmen des IP-LIFE mit der Anlage zweier neuer Laichgewässer und eines Landlebensraumes für die Knoblauchkröte die Möglichkeit der Ansiedlung geschaffen. In dem Gebiet werden 2018 und 2019 – ebenso wie im Bereich der „Roten Beeke“ – Kaulquappen und / oder Jungkröten aus der Zuchtstation der NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V. ausgesetzt werden.

Von der Anlage der neuen Gewässer profitieren zudem auch andere geschützte Arten wie Kammmolch und Laubfrosch. Durch ein Monitoring im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes wird der Erfolg der Knoblauchkröten-Neuansiedlung überprüft.

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