Besenheide bei Sonnenuntergang

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Geschützte Arten


Hyla arborea (1203)
Europäischer Laubfrosch

Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)

Europäischer Laubfrosch/European Tree frog (Hyla arborea) © Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

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Der Laubfrosch ist ein kleiner Baumfrosch, der eine Körperlänge von drei bis gut vier Zentimetern erreicht. Als guter Kletterer hält er sich gerne in Gebüschen und Bäumen auf, wo er durch seine grüne Farbe bestens getarnt ist. Charakteristisch sind die Haftscheiben an den Finger- und Zehenspitzen, die es dem Laubfrosch ermöglichen, auf glatten Oberflächen zu klettern. Die Oberseite der Tiere ist meist einheitlich hellgrün gefärbt, die Bauchseite weißlich-grau. Bisweilen treten auch braune, graue, gelbliche oder gefleckte Exemplare auf. Jungtiere weisen eine heller grüne, teilweise auch goldene Färbung auf. Ein schwarzer, oft cremefarbig gesäumter Streifen zieht sich bei den erwachsenen Tieren von den Nasenlöchern über das deutlich sichtbare Trommelfell die Flanken entlang zum Beinansatz. Die Männchen weisen an der Kehle eine gelb-orange bis bräunlich gefärbte Schallblase auf. Zur Paarungszeit von Ende April bis Mitte Juni ist in der Dunkelheit der Ruf der Männchen – ein sehr lautes, rhythmisches „äpp…äpp…äpp“ – weithin zu hören.

Lebensraum und Lebensweise

Der Laubfrosch ist eine Charakterart der „bäuerlichen Kulturlandschaft“ mit kleingewässerreichen Wiesen und Weiden in einer mit Gebüschen und Hecken reich strukturierten Landschaft. Ursprüngliche Lebensräume waren wärmebegünstigte Flussauen. Als Laichgewässer werden Weiher, Teiche, Tümpel, temporäre Kleingewässer, Altwässer, seltener auch größere Seen besiedelt. Bevorzugt werden vegetationsreiche Gewässer, die voll sonnenexponiert und fischfrei sind. Außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sich die wanderfreudigen Laubfrösche in höherer Vegetation auf (zum Beispiel Brombeerhecken, Röhrichte, Weidengebüsche, Kronendach der Bäume). Die Überwinterung erfolgt an Land, wo sich die Tiere in Waldbereichen, Feldgehölzen oder Säumen in Wurzelhöhlen oder Erdlöchern verstecken.

Bereits im zeitigen Frühjahr ab Ende Februar suchen die ersten Laubfrösche ihre Rufgewässer auf. Erst bei höheren Temperaturen beginnt ab Mitte oder Ende April die Fortpflanzungsphase, mit einer Hauptlaichzeit im Mai und Juni. Etwa 250 bis 1.100 Eier werden in zahlreichen walnussgroßen Laichballen mit bis zu 80 Eiern in Flachwasserzonen an Pflanzen angeheftet. Die Larvalphase dauert je nach Witterung und Ernährungsverhältnissen 40 bis 100 Tage. Je nach Wassertemperatur verlassen die umgewandelten Jungtiere dann zwischen Juli und August das Gewässer. Die Alttiere suchen ab Ende September bis Mitte Oktober ihre Winterquartiere auf. Die Besiedlung neuer Gewässer erfolgt vor allem über die Jungtiere. Aber auch die Alttiere sind sehr mobil und weisen einen durchschnittlichen Aktionsradius von 500 Metern um die Laichgewässer auf. Ausnahmsweise können Wanderstrecken von bis zu 12 Kilometern zurückgelegt werden. Die Geschlechtsreife setzt normalerweise nach zwei Jahren ein. Auch wenn die Fortpflanzungsaktivität von einjährigen Männchen bekannt ist, ist fraglich, ob es dabei zu erfolgreichen Paarungen kommt. Die Lebensdauer beträgt im Freiland maximal fünf Jahre, in Menschenobhut werden Laubfrösche bis zu 22 Jahre alt.

Verbreitung

Der Laubfrosch ist in Nordrhein-Westfalen als „stark gefährdet“ eingestuft und ist abhängig von Erhaltungsmaßnahmen. Ein deutlicher Verbreitungsschwerpunkt liegt im Tiefland im Bereich des Münsterlandes.

In Niedersachsen ist der Laubfrosch ebenfalls als „stark gefährdet“ gelistet (NLWKN 2013) und besiedelt die Tieflandregionen Niedersachsens in unterschiedlicher Stetigkeit und Bestandsdichte. Er hat in den vergangenen Jahrzehnten stark unter Lebensraumverlust und -fragmentierung gelitten.

Gefährdung

Die grundlegenden Bedrohungen können auf den Verlust oder die Verschlechterung der Ruf- und Laichgewässer zurückgeführt werden, beispielsweise durch

  • intensive Landwirtschaft,
  • hydraulische Maßnahmen,
  • Entfernen flacher Wasserkörper,
  • Verfüllung,
  • Entwicklung, Aufforstung, Sukzession von Flächen oder Fischbesatz, sowie
  • auf den Verlust oder die Verschlechterung der terrestrischen Lebensräume (Grünland, Säume, Hecken, Sträucher, Gruppen von Bäumen) und
  • Veränderungen des Wasserhaushalts in Feuchtgebieten (vor allem Grundwasserabsenkungen).

Zusätzlich ist die Art gefährdet durch Verschlechterung der Wasserqualität aufgrund der Zufuhr von Nährstoffen und Verunreinigungen (insbesondere Dünger, Gülle, Biozide und Abwasser), die Umwandlung von Grünland in landwirtschaftliche Nutzungsflächen und intensive Grünlandnutzung im Bereich um die Laich- und Aufenthaltsgewässer sowie Fragmentierung von Lebensräumen und Migrations- und Ausbreitungsrouten (insbesondere Straßen- und Wegebau sowie Siedlungsbau).

Prinzipielle Schutzmaßnahmen

Grundlegende Umsetzungsmaßnahmen für den Schutz und die Verbesserung des Erhaltungszustands zielen darauf ab, eine vitale, langfristig überlebende, mittelgroße bis große Population in einem Komplex von sonnenexponierten Kleingewässern zu erhalten oder mittelgroße bis große Einzelgewässer mit weitläufiger aquatischer Vegetation und ausgedehnten flachen Wasserbereichen zu erhalten und zu fördern. Die Gewässer sollten nach Bedarf optimiert werden, beispielsweise durch periodische Wasserführung, Rückschnitt der Uferbereiche oder Entschlammung und Minimierung des Fischbestandes oder möglichst extensive Fischzucht. Eine Verbesserung des Wasserhaushalts sollte ebenfalls angestrebt werden, um einen hohen Grundwasserspiegel in Feuchtgebieten und im Tiefland zu stabilisieren sowie dynamische Flachlandbereiche und extensive Feuchtgebiete zu erhalten und zu entwickeln und Rückzugsgebiete in den Flussebenen zu schaffen. Der gesamte Jahreslebensraum sollte nicht von stark befahrenen Straßen durchkreuzt oder begrenzt werden.

Maßnahmen in Projektphase 1

In der ersten Projektphase werden in Nordrhein-Westfalen drei Maßnahmen durchgeführt, die sich auf die Verbesserung des Erhaltungszustandes des Laubfrosches konzentrieren. Die Maßnahmen sind direkt mit der Verbesserung verfügbarer Laich- und Landlebensräume verbunden und kommen auch anderen Arten, wie der Knoblauchkröte und dem Kammmolch, zugute. Ferner wird eine Konzepterstellung für die Renaturierung des Weißen Moors im Kreis Minden-Lübbecke unter besonderer Berücksichtigung des Vorkommens des Laubfrosches durchgeführt.

In Niedersachsen sind für den Laubfrosch keine konkreten Maßnahmen im Rahmen des IP-LIFE vorgesehen, jedoch sind Synergieeffekte bei den Maßnahmenumsetzungen für die übrigen Fokusarten und Lebensraumtypen zu erwarten.

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