Besenheide bei Sonnenuntergang

Hauptinhalt

Lebensräume


2330
Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen

Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen.

Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen. © Dietmar Rabich (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lüdinghausen,_Naturschutzgebiet_Borkenberge_--_2016_--_2279.jpg), „Lüdinghausen, Naturschutzgebiet Borkenberge -- 2016 -- 2279“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

Bild herunterladen

Sandmagerrasen mit Silbergras (Corynephorus canescens), Kleinschmielen (Aira praecox und A. caryophyllea) oder dem Sand-Straußgras (Agrostis vinealis) sind Pioniergesellschaften in kalk- und nährstoffarmen Sandlebensräumen. Die zumeist kurzlebigen Arten dieser Pflanzengesellschaften sind Erstbesiedler, die sich trotz der relativ extremen Lebensbedingungen – voll besonnte, trockenwarme Lagen und meist humus-, nährstoff- und kalkarme, sandige Böden – auf den vegetationsfreien Bereichen der Binnendünen zu etablieren vermögen.

Bei fehlender oder geringer Dünendynamik können sich auf diesen Standorten sukzessiv ausdauernde, teils blütenbunte Pflanzengesellschaften mit Heidenelke (Dianthus deltoides) oder Bergsandglöckchen (Jasione montana) entwickeln, welche nach längerer störungsfreier Entwicklungszeit von verschiedenen Heidegesellschaften (LRT 2310 und LRT 2320) abgelöst würden, um sich schließlich durch Aufwuchs von Bäumen (z. B. Birken und Eichen) in Vorwald- und Waldgesellschaften zu entwickeln.

Der Lebensraumtyp 2330 sollte entsprechend als ein zeitlich begrenztes Stadium einer natürlichen Vegetationsentwicklung auf Sandböden verstanden werden. Regelmäßige Störungen, die zur Öffnung oder zum Verlust von mehr oder weniger großen Bereichen der Vegetationsdecke der Düne (z. B. durch Viehtritt) führen, sind daher besonders wichtig, um neue Pionierstandorte zur Etablierung der Sandrasen zu schaffen.
Auf den Binnendünen der atlantischen Region ist dieser Lebensraumtyp deshalb oft im Komplex mit anderen Lebensraumtypen (z. B. Sandheiden mit Besenheide und Ginster (LRT 2310) oder Sandheiden mit Krähenbeere (LRT 2320)) vorzufinden. Für die typische Fauna der Binnendünen sind die offenen Sandstellen in der lückigen Vegetation von besonderer Bedeutung (z. B. als Eiablageplatz von Zauneidechse, Wildbienen und Grabwespen).

Borstgras (Nardus stricta)

Borstgras (Nardus stricta) © Kenraiz (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Nardus_stricta_kz1.jpg), „Nardus stricta kz1“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Vorkommen

Dieser Lebensraumtyp ist in der atlantischen Region Deutschlands weit, aber lückenhaft, verbreitet. Schwerpunktvorkommen finden sich im norddeutschen Tiefland, beispielsweise in der Westfälischen Tieflandbucht und in den Geestlandschaften.

Die Vorkommen dieses Lebensraumtyps in Nordrhein-Westfalen konzentrieren sich auf die Senne und die Dünen der großen Stromtäler von Rhein, Lippe und Ems.
In der atlantischen Region Niedersachsens liegen die wichtigsten Vorkommen im Naturraum Dümmer-Geestniederung und Ems-Hunte Geest. Daneben gibt es Vorkommen in der Stader Geest, der Lüneburger Heide und dem Weser-Aller-Flachland.

Gefährdung

Der Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps ist in der atlantischen Region Deutschlands insgesamt als ungünstig-schlecht eingestuft.
Die in der atlantischen Region ehemals großflächig verbreiteten Sandtrockenrasen sind inzwischen bis auf wenige Reste verschwunden. Als Gründe hierfür sind vor allem die Überführung in andere Nutzungsformen (Wohn- und Industriebauten, Abbau von Rohstoffen, Aufforstung mit Kiefern), und die Intensivierung der Landnutzung zu nennen. Aufgrund des Dünenreliefs ist die Dünenvegetation besonders trittempfindlich, so dass eine sehr intensive Beweidung (hohe Besatzdichte, Standweide) und auch verschiedene Freizeitaktivitäten (Reiten, Motorcross u. ä.) zur lokalen bis flächigen Zerstörung dieses Lebensraumtyps führen können. Aufgrund seines Pioniercharakters ist dieser Lebensraumtyp aber auch durch Sukzession und Verbuschung, zum Beispiel in Folge ausbleibender oder zu extensiver Beweidung, in seinem Bestand gefährdet. Zudem werden die wenigen heute noch vorhandenen Bestände der Trockenrasen auf Dünen durch Nährstoffeinträge (beispielsweise aus angrenzender Landwirtschaft) oder sonstige Schadstoffbelastungen hinsichtlich ihrer Lebensraumqualität beeinträchtigt.

Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen unterliegen gesetzlichem Schutz (gemäß § 30 (2) 3 des Bundesnaturschutzgesetzes). Übergeordnetes Ziel ist die Erhaltung und Entwicklung eines stabilen, nach Möglichkeit vernetzten Bestandes von offenen Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen mit intaktem Dünenrelief.
Erhaltungsziel für die einzelnen Vorkommen sind wenig verbuschte, von offenen Sandstellen durchsetzte Sandtrockenrasen, die – zumindest bei größeren Beständen – in ein Mosaik aus offenen bis halboffenen Heideflächen eingebunden sind. Die charakteristischen Tier- und Pflanzenarten von offenen Sandrasen auf Dünen sollen in stabilen Populationen vorkommen.

Um einen günstigen Erhaltungszustand des Lebensraumtyps zu erreichen, bieten sich verschiedene Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen an:

  • extensive Beweidung durch besonders genügsame Schafrassen sowie Ziegen und Esel,
  • Anlage von Pionierstandorten durch Ausrechen oder Abplaggen,
  • Entbuschung mit Entfernen des Gehölzschnitts unter Beibehaltung einiger Gehölzinseln als wichtige Habitatstrukturen,
  • Mahd mit möglichst leichten Geräten,
  • Anlage von Pufferzonen,
  • Neuentwicklung des Lebensraumtyps auf geeigneten nährstoffarmen Flächen, ggf. mit Mahdgutübertragung.

Verwandte Themen

Weitere Links

Service-Bereich, Kontaktformular, Inhaltsverzeichnis

Navigation

 
Move Schließen
\
Expand
Zurück Zurück Weiter Weiter
{pp_gallery_content}