Die Maßnahmenfläche nach Abschluss der Arbeiten; in der Mitte ist ein ausgegrabener Stubben sichtbar, der als Strukturelement für die im Gebiet vorkommende Zauneidechse dienen soll. © Andreas Beulting, NABU-Naturschutzstation Münsterland
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Projekt des Monats
#12/2024 Rettungsaktion in Münster
Artenschutzmaßnahmen für die Kreuzkröte in der Hohen Ward
Die Kreuzkröte (Bufo calamita) ist eine Pionierart, die trockene, warme Landlebensräume mit unvollständiger oder spärlicher Vegetation und rohen Boden besiedelt. Überschwemmungsbereiche an Flüssen, die sich ständig durch die Dynamik der Hochwasser veränderten, stellten ihren primären Lebensraum dar. Heute sind solche Bedingungen fast ausschließlich in Sekundärhabitaten wie Abgrabungsflächen oder militärischen Nutzungsflächen zu finden. Offene Böschungen und Hänge, in die sich die Tiere tagsüber und auch während der Wintermonate eingraben können, sind besonders wichtig. Für die Fortpflanzung werden temporäre flache Kleinstgewässer und Überschwemmungsbereiche benötigt, die stark sonnenexponiert sind und sich daher rasch erwärmen.
In Nordrhein-Westfalen gilt die Kreuzkröte laut Roter Liste (2011) als „gefährdet“. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im Tiefland im Bereich des Rheinlandes sowie im Ruhrgebiet. In Gebieten, in denen nur wenige Sekundärhabitate zur Verfügung stehen, nimmt die Gefährdung der Art zu. Das letzte lokale Vorkommen der Kreuzkröte in der Region Münster befand sich auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Dorbaum bei Handorf. Nach Verlust geeigneter Laichgewässer konnte dort trotz langjähriger Bemühungen keine gesicherte Population wiederaufgebaut werden. Laichschnüre und Kaulquappen der letzten Alttiere wurden daher vor einigen Jahren im Rahmen einer Rettungsaktion vor dem Vertrocknen gesichert und in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden in die Aufzuchtstation der NABU-Naturschutzstation Münster in Ennigerloh gebracht. Dort wurden bereits in mehreren Generationen Tiere nachgezogen, die unter Beachtung der artenschutzfachlichen und -rechtlichen Vorgaben in geeigneten Habitaten ausgesetzt werden sollen.
Eine Ansiedlung bietet sich beispielsweise auf einer Heidefläche am Rande der Hohen Ward südwestlich des Hiltruper Sees an. Das kleine Heidegebiet setzt sich aus einer Heidefläche mit Anteilen von Sandtrockenrasen, einem Heideweiher und einem temporären Kleingewässer zusammen und wird seit vielen Jahren durch die NABU-Naturschutzstation Münsterland betreut und gepflegt. Während die Landhabitate dort bereits in idealer Weise für die Kreuzkröte ausgeprägt waren, mussten im Vorfeld einer Ansiedlung noch drei potenzielle Laichgewässer hergerichtet werden. Hierfür wurde das besonnte, temporäre Kleingewässer leicht vertieft und vergrößert, damit es künftig nicht mehr wie in den Vorjahren zu rasch austrocknet. Ein weiteres Kleingewässer wurde neu angelegt und eine am Heiderand gelegene Geländemulde komplett freigestellt, deutlich vergrößert und vertieft. Alle Gewässer wurden mit flachen Ufern angelegt, um dort bei Bedarf mechanische Pflegemaßnahmen zu ermöglichen.
Die Umsetzung der Maßnahme erfolgte im Oktober und November 2024 in zwei Schritten. Zunächst wurde alle beschattenden Gehölze gerodet. Die Stubben wurden ausgegraben und als Haufen in Randlage platziert, um so als Strukturelemente für die Zauneidechse zu dienen. Im zweiten Schritt wurden die drei Gewässer ausgestaltet. Der bei den Erdarbeiten anfallende Sandboden wurde vor Ort im Gelände flach eingearbeitet, sodass sich dort Sandtrockenrasen mit hohem Naturschutzwert etablieren können.
2025 sollen Kreuzkröten aus der NABU-Aufzuchtstation in dem Gebiet ausgesetzt werden und so wieder eine neue Population in Münster etablieren.