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Projekt des Monats


#02/2023 GROSSE VERWANDLUNG (LANDKREIS EMSLAND)
Von der dunklen Grube zum lichten Kreuzkröten-Paradies

Durch gezielten Baggereinsatz entstehen kleine Gewässer.

Durch gezielten Baggereinsatz entstehen kleine Gewässer. © Leonie Braasch, NLWKN

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Im Süden des Emslandes liegt außerhalb von Schutzgebieten eine ehemalige Sandabbaugrube, die mit der Zeit unter einem dichten Kiefern-Birken-Jungwald verschwunden war. Von 2018 bis 2021 wurden hier zwar noch vereinzelt erwachsene Kreuzkröten (Bufo calamita) sowie Kaulquappen nachgewiesen, die Sandgrube verlor jedoch immer mehr ihre Funktion als Lebensraum. Es fiel kaum noch Sonnenlicht auf die verlandeten Kleingewässer, die versteckt im Gestrüpp zwischen Weidenaufwuchs und überalterter Besenheide lagen.

Um diesen eigentlich idealen Lebensraum für die Kreuzkröte wiederherzustellen, schlug die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Emsland die Sandgrube für eine Maßnahme der dritten Projektphase des IP-LIFE vor. Auch die Fokus-Art Zauneidechse (Lacerta agilis) kommt in diesem Bereich vor. Im Rahmen einer CEF-Maßnahme (vorgezogene Ausgleichsmaßnahme) für den Ersatz verschiedener Schleusen am Dortmund-Ems-Kanal wurden weitere Zauneidechsen auf die Nachbarfläche der Sandgrube umgesiedelt. Diese Fläche war zuvor als Habitat für die Zauneidechse hergerichtet worden, beispielsweise durch die Anlage von Totholzhaufen und Steinriegeln. Von einer Aufwertung der Sandgrube mit viel grabfähigem Boden für die Eiablage kann somit auch die Zauneidechse profitieren. Im Gegenzug kann die Zauneidechsen-Fläche auch der Kreuzkröte als zusätzlicher Landlebensraum dienen.

Der private Eigentümer konnte von einer umfassenden Veränderung auf seinem Grundstück überzeugt werden und auch die Gemeinde Emsbüren als zweite Eigentümerin stimmte der Freistellung eines Randstreifens in der Sandgrube zu. Im Januar 2023 startete die Maßnahme und ein großer Kettenbagger rollte in die Grube. Seine Aufgabe war es, im ersten Schritt die Gehölze auf einer Fläche von etwa 1,4 Hektar abzukneifen und aus der Sandgrube herauszubringen. Als nächstes begann das große Abziehen der obersten Bodenschicht und das Herausholen der Wurzelstubben. Das Gelände war allerdings sehr uneben, sodass kein Transportfahrzeug zum Einsatz kommen konnte. Somit schob der Bagger das Material an die Abbruchkante und fräste es noch einmal durch, um einen erneuten Wurzelausschlag zu verhindern. Wenige kleine, noch gut erhaltene Heidebereiche auf den Geländekuppen wurden bei den Arbeiten ausgespart.

Auch die Überwinterungszeit der Kreuzkröte wurde bei der Maßnahme mitgedacht: Mit Hilfe von vorhandenen Wurzelstubben und Ästen baute der Bagger acht süd-exponierte Winterquartiere, deren nördliche Seite wieder mit Sand bedeckt wurde. Im Fokus stand zudem die Anlage von Kleingewässern. Der Bagger arbeitete die vorhandenen Senken nach und modellierte Flachwasserzonen. Hierfür besonders geeignet waren die Bereiche mit lehmigem Untergrund, die das Wasser besser halten als der reine Sand. Eine Vielfalt unterschiedlicher Gewässer ist für die Kreuzkröte immer von Vorteil. Als Feinschliff wurden deshalb noch ein paar Kleinstgewässer in Größe einer Baggerschaufel angelegt, die sich nach einem Regenguss schnell füllen und erwärmen. Insgesamt wurden 23 Einzelgewässer geschaffen. Die Arbeiten wurden von der UNB und einem Experten für Amphibienmaßnahmen begleitet.

Für den kommenden Frühling bietet die Sandgrube mit der großen Offensandfläche und den vielfältigen Laichmöglichkeiten der Kreuzkröte nun wieder einen attraktiven Lebensraum. Die Zauneidechsen werden voraussichtlich abwarten, bis die Sandgrube wieder mit etwas mehr Vegetation bewachsen ist, und erst dann die Fläche besiedeln. Früher war die Sandgrube auch ein geeignetes Habitat für Nachtfalter. So wurden hier 2006/2007 über 40 verschiedene Arten entdeckt, darunter der Ringfleck-Rindenspanner (Cleora cinctaria, Rote Liste 3). Nach Abschluss der Maßnahmen können nun auch wieder mehr Insekten und andere offenlandliebende Arten in die Sandgrube Einzug erhalten.

Die vorhandenen kleinen Gewässer in der ehemaligen Sandgrube Hesselte waren vor Maßnahmenumsetzung stark zugewachsen.

Die vorhandenen kleinen Gewässer in der ehemaligen Sandgrube Hesselte waren vor Maßnahmenumsetzung stark zugewachsen. © Thomas Kutter, NLWKN

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