Das ehemals offen daliegende Schlattgewässer war vor Maßnahmenumsetzung dicht von Gehölzen umgeben. © Thomas Kutter, NLWKN
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Projekt des Monats
#01/2023 FREISTELLUNG UND FLACHWASSERZONEN (LANDKREIS AMMERLAND)
Neue Möglichkeiten für das Froschkraut im FFH-Gebiet „Holtgast“
Das 34 Hektar große Naturschutzgebiet Holtgast ist westlich von Westerstede in der Ostfriesischen Geest zu finden und wurde bereits 1942 unter Schutz gestellt. Von besonderer Bedeutung für gefährdete Pflanzenarten ist hier ein relativ nährstoffarmes Kleingewässer. Deshalb wurde das Gebiet auch 2005 als FFH-Gebiet gemeldet. Das sogenannte „Schlatt“ – niederdeutsch für ein flaches, zeitweise trockenfallendes Kleingewässer – lag früher offen in der weiten Landschaft ohne umgebenden Wald. Flutende Moorbinse (Isolepis fluitans), Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) und Flutendender Sellerie (Helosciadium inundatum) kamen hier in den letzten Jahrzehnten vor und auch das seltene Froschkraut (Luronium natans) fand im Gewässer gute Wuchsbedingungen, bis es 2019 jedoch verschwand. Es handelt sich um den einzigen Standort des Froschkrauts im Landkreis Ammerland. 2021 konnten unter anderem noch der Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), das Sumpfblutauge (Potentilla palustris) und der Pillenfarn (Pilularia globulifera) nachgewiesen werden. Nichtsdestotrotz zeigte sich, dass das Gewässer durch die Eroberung der jungen Gehölze am Ufer und durch Verlandung immer mehr die Funktion als Lebensraum für die spezialisierten Pflanzenarten verlor. Dies spiegelte auch die Einstufung des dort vorhandenen Lebensraumtyps 3130 (nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Strandlings- oder Zwergbinsen-Gesellschaften) in den schlechten Erhaltungsgrad C wider.
Das IP-LIFE-Team organisierte deshalb zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ammerland die entsprechenden Schritte für eine größere Maßnahme zur Reaktivierung des Froschkrauts und Wiederherstellung der ursprünglichen Bedingungen. Die Arbeiten konnten in Absprache und mit Zustimmung des Privateigentümers durchgeführt werden. Im September 2022 wurden als erstes die Gehölze um das Gewässer gefällt, sodass der Nährstoffeintrag durch Laub reduziert wurde. Der Zeitpunkt wurde gewählt, um die besondere Pflanzen- und Tierwelt im gesamten Schutzgebiet möglichst wenig zu schädigen. Im Anschluss bearbeitete ein Forstmulcher einen mehrere Meter breiten Ring um das Gewässer mit dem Ziel, die Wurzelstubben zu zerstören und ein erneutes Austreiben zu verhindern. Für die zukünftige Pflege mit Maschinen wurde dieser Ring mit dem Bagger abgezogen und eingeebnet. Das abgetragene Material konnte als Wall am direkt angrenzenden Ackerrand aufgeschüttet werden. Hier soll zukünftig eine Wallhecke entstehen.
Da das Froschkraut sehr widerstandsfähige, langlebige Samen besitzt, kann die Pionierart mit Hilfe einer gezielten Entschlammung zur Schaffung guter Keimungsbedingungen für die vorhandene Samenbank wieder reaktiviert werden. Deshalb rückte ein weiterer Kettenbagger an, um das Schlattgewässer auf einer Fläche von etwa 2.900 Quadratmetern zu entschlammen und geeignete Flachwasserzonen im Uferbereich zu schaffen. Die Arbeitstiefe lag im Durchschnitt bei rund 20 Zentimetern. Hinzu kam die teils sehr dichte Binsenvegetation im Gewässer, die mit entfernt wurde. Ein kleinerer Bereich in der Mitte wurde hierbei als Rückzugsort ausgespart. Die Arbeiten wurden durch einen Biologen ökologisch begleitet. Der anfallende Schlamm konnte nach Auswertung der Bodenproben und mit Zustimmung des Pächters auf den direkt angrenzenden Acker aufgetragen werden. So konnten längere Fahrwege vermieden werden. Die Verteilung erfolgte mit einem Miststreuer.
Nach der Maßnahme kann sich das freigestellte Schlattgewässer mit den neuen Flachwasserzonen sehen lassen! In den nächsten Jahren wird sich zeigen, inwiefern das Froschkraut hier nun wieder Fuß fassen kann. Nach dieser Erstinstandsetzung wird weiterhin menschliches Eingreifen nötig sein, um die lokale Biodiversität zu erhalten. Auch für Libellen bietet das Gewässer einen wichtigen Lebensraum in der heutigen Landschaft. Besondere Libellennachweise gibt es aus Holtgast aus den 1980-er und 1990-er Jahren von 15 Libellenarten, unter anderem der Glänzenden Binsenjungfer (Lestes dryas, Rote Liste 3) und der Mond-Azurjungfer (Coenagrion lunulatum, Rote Liste 1).
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Weitere Informationen
- Vollzugshinweise Froschkraut - Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Landkreis Ammerland - Amt für Umwelt und Klimaschutz (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- NSG „Holtgast“ - Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- FFH Gebiet „Holtgast“ - Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)