Kalender

Hauptinhalt

Projekt des Monats


#10/2022 AMPHIBIENBIOTOP BROCKZETEL (LANDKREIS AURICH)
Lichte Flachwasserzonen statt dunklem Gestrüpp

Im September 2022 konnte der Bagger endlich loslegen und mit der Optimierung der Gewässer beginnen.

Im September 2022 konnte der Bagger endlich loslegen und mit der Optimierung der Gewässer beginnen. © Michael Steven, ÖNSOF

Bild herunterladen

Bei Fachleuten war die Sandabgrabung schon in den 1980er-Jahren als bedeutendes Amphibiengewässer bekannt. Die lokale Bevölkerung wurde durch die großen Wanderbewegungen an der nahe gelegenen Straße und die darauf folgende alljährliche Aufstellung des Krötenschutzzaunes auf die Grube bei Brockzetel im Landkreis Aurich aufmerksam. Im Volksmund wird sie daher als „Krötenkuhle“ bezeichnet. Seit 1986 steht das 5,5 Hektar große „Amphibienbiotop Brockzetel“ als Naturdenkmal offiziell unter Schutz.

Vor allem Erdkröten (Bufo bufo), Grasfrösche (Rana temporaria), Teichmolche (Lissotriton vulgaris) und Wasserfrösche (Pelophylax sp.) zieht es zu den Gewässern in der Sandgrube. Die Teiche sind generell auch für die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) geeignet, zuletzt wurde diese Art aber nur noch in der Umgebung auf dem nahe gelegenen Truppenübungsplatz nachgewiesen.
Auch botanisch kann das ökologisch vielfältige Naturdenkmal einiges vorweisen, vor allem seltene Arten der nährstoffarmen Sandgewässer wie Strandling (Littorella uniflora), Pillenfarn (Pilularia globulifera), Zwerg-Lein (Radiola linoides), Sumpfbärlapp (Lycopodiella inundata) und der fleischfressende Sonnentau (Drosera sp.) ließen sich hier mit geübtem Auge entdecken. Auch das hübsche Übersehene Knabenkraut (Dactylorhiza praetermissa), eine der heimischen Orchideenarten, kommt hier vor.

Ohne Eingriff des Menschen wuchs die Grube jedoch mehr und mehr zu. Gehölze beschatteten die Uferbereiche, wo früher die seltenen Pflanzenarten wuchsen. Nur kleinflächig konnten sie sich in offen gebliebenen Bereichen halten. Auch invasive Neophyten – nichtheimische Pflanzenarten, die die lokale Flora verdrängen – eroberten die Krötenkuhle: Die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum) vermehrte sich teils explosionsartig und auch der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) bildete dichte Bestände, sodass andere Arten keine Chance mehr hatten.

Auch für die Knoblauchkröte, eine der Fokus-Arten des IP-LIFE, verschlechterten sich die Aussichten, sodass die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (ÖNSOF) Ende 2018 eine Maßnahme im Projekt anmeldete. Besorgt über die Situation des Naturdenkmals griffen ÖNSOF und der Landkreis Aurich 2018 gemeinsam zur Motorsäge. Doch größeres Gerät wurde benötigt: 2020 rollte deshalb im Rahmen des IP-LIFE ein Bagger an, um die Krötenkuhle von Gehölzen zu befreien. Nun fiel wieder Licht auf die Gewässer und zum Vorschein kam mehr grabfähiger Boden. Darüber freuen sich nicht nur sandliebende Insekten, sondern auch die Knoblauchkröte, die sich tagsüber gerne eingräbt, um sich vor Feinden zu verstecken.

Bevor die Gewässerufer optimiert werden konnten, musste allerdings noch kurzfristig eine Untersuchung der vorhandenen Altlast in Form von Bauschutt aus den 1970er-Jahren erfolgen. Hierbei wurde eine Gefährdungsabschätzung vorgenommen, um eine schädliche Boden- und Grundwasserverunreinigung auszuschließen. Letztendlich lag der Abschlussbericht vor und gab grünes Licht: Es traten keine Schadstoffe aus, sodass die Erdarbeiten im September 2022 abgeschlossen werden konnten. Hierbei wurden vor allem Flachwasserzonen für die besondere Teichbodengesellschaft und die Knoblauchkröte geschaffen. Durch das Abkratzen einer Schlammauflage wurden vegetationslose Uferbereiche gefördert und das Schilf reduziert. Auf einer sandigen Erhöhung trug der Bagger die Streuschicht einer früheren Kiefernanpflanzung ab und optimierte eine Steilwand als Nistbiotop für Uferschwalben (Riparia riparia).

Die Maßnahme schloss darüber hinaus die Vorbereitung der zukünftigen Zauntrasse für die Pflegebeweidung mit ein. Seit 2021 wird die Krötenkuhle nun durch Ziegen beweidet, die drei Mal im Jahr für ein paar Wochen emsig die wieder austreibenden Gehölze, den Staudenknöterich und sogar Herkulesstauden wegknabbern. So kann der offene Charakter mit den wertgebenden sandigen Offenbodenstellen des Amphibienbiotops auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben. Den wolfssicheren Zaun finanzierte der Landkreis Aurich. Die Beweidung, die ebenfalls vom Landkreis finanziert wird, läuft über einen Pflegevertrag mit einem Landschaftspflegebetrieb.

Die Gehölze sind um die Gewässer im Naturdenkmal in die Höhe geschossen.

Die Gehölze sind um die Gewässer im Naturdenkmal in die Höhe geschossen. © Thomas Kutter, NLWKN

Bild herunterladen

Verwandte Themen

Weitere Informationen

Service-Bereich, Kontaktformular, Inhaltsverzeichnis

Navigation

 
Move Schließen
\
Expand
Zurück Zurück Weiter Weiter
{pp_gallery_content}