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Projekt des Monats


Projekt des Monats #28
Wohlfühloase für die Kreuzkröte

Baggerarbeiten bei der Anlage eines Laichgewässers für die Kreuzkröte (Bufo calamita) mit modellierten Flachwasserbereichen.

Baggerarbeiten bei der Anlage eines Laichgewässers für die Kreuzkröte (Bufo calamita) mit modellierten Flachwasserbereichen. © Thomas Kutter, NLWKN

Etwa 1,5 Kilometer südlich der Ortschaft Kirchdorf im Landkreis Diepholz liegt eine ehemalige Sandgrube versteckt in einem Waldgebiet. Gehölze hatten sich die Grube seit Beendigung der Abbauaktivitäten zurückerobert. Zuvor vorhandene Kleingewässer befanden sich nur noch in einem rudimentären Zustand und waren zudem stark beschattet. Dennoch wurde das Gebiet grundsätzlich als sehr bedeutungsvoll für die Kreuzkröte (Bufo calamita) eingestuft und es besitzt ein vielfältiges Potenzial als Lebensraum. Vorkommen der Krötenart sind aus der näheren Umgebung bekannt. Um die Habitat- und Fortpflanzungsbedingungen für die Pionierart in der Sandgrube zu verbessern, wurden im Rahmen des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften Anfang 2020 Maßnahmen durchgeführt. Übergeordnetes Ziel war die Stabilisierung der lokalen Kreuzkrötenpopulation und die Verbesserung ihres Erhaltungszustandes. Vor Ort wurden die Maßnahmen durch die „Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz“ betreut.

Die Gemeinde Kirchdorf als Eigentümerin der Fläche erklärte sich mit dem Vorhaben einverstanden. Zunächst wurde eine Karte auf Grundlage einer Laserscan-Befliegung aus dem Jahr 2017 erstellt, um die Maßnahme anhand der örtlichen Topographie genau planen zu können. Die Kernelemente der Aufwertung sollten eine flächige Gehölzentnahme und die Anlage von Laichgewässern darstellen. Um zur Wasserhaltung Aussagen machen zu können, wurden zunächst hydrogeologische Untersuchungen durchgeführt. Diese ergaben, dass keine wasserstauenden Schichten im Boden vorhanden sind und lediglich an einigen Stellen oberflächig Feinsedimente aus Zeiten des Sandabbaus für kleine Pfützen sorgen. Eine Grundwasserspeisung der Gewässer wurde als wichtig erachtet, um eine sichere Wasserführung zu ermöglichen.

Als erstes wurden die Gehölze auf einer Fläche von 1,2 Hektar abgekniffen, gehäckselt und abtransportiert. Wurzelstubben wurden entfernt und in Haufen am Rand der Fläche als Teillebensraum abgelegt. Der zweite Schritt bestand aus dem Ausbaggern der Kleingewässer mit Ankratzen des Grundwasserspiegels. Die Gewässer wurden mit Flachwasserbereichen und verschiedenen Tiefen modelliert. Die Strukturvielfalt sowie die Zonierung sollen einem gleichzeitigen Trockenfallen aller Gewässer und der Ansiedlung von Prädatoren der Kaulquappen (wie z. B. Fische) entgegenwirken. Eine Gesamtfläche von über 2.000 Quadratmetern entstand. Das ausgehobene Erdmaterial wurde mittels Bagger sowie Schlepper mit Dumper innerhalb des Grubengebietes verteilt. Der Sand liegt nun größtenteils eingeebnet, aber auch in Haufen in der Sandgrube. Die Haufen wurden teilweise verdichtet, vorwiegend aber locker aufgeschichtet. Zwei „Steilwände“ können als Brutstätte für Wildbienen und andere sandgebundene Insekten dienen. Ein kurzer Rundflug über die Fläche mit den neu angelegten Gewässern findet sich unter https://www.youtube.com/watch?v=flQi3jatQAY.

In der zweiten Vegetationsperiode nach Maßnahmenumsetzung soll das erste Monitoring durch den Landesweiten Naturschutz des NLWKN veranlasst werden. Die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz hat die Sandgrube Kirchdorf als Projektfläche aufgenommen und plant in Zusammenarbeit mit dem BUND Diepholzer Moorniederung eine zweijährige Kontrolle durchzuführen. Dies schließt dann auch die Durchführung von notwendigen Pflegemaßnahmen ein.

Schlussendlich konnte durch die Maßnahmen ein idealer Lebensraum für die Kreuzkröte mit sonnenbeschienenen Kleingewässern hergestellt werden, der in den nächsten Jahren hoffentlich von vielen Individuen angenommen wird. Erste Erfolge zeigten sich bereits im Juni 2020: In vielen der neu angelegten Gewässer konnte Nachwuchs der Kreuzkröte nachgewiesen werden. Die Reproduktion der Zielart so unmittelbar nach der Maßnahmenumsetzung war weder seitens der „Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz“ noch vom Team des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ erwartet worden.

Drohnenfoto von der gerodeten Maßnahmenfläche mit den angelegten Amphibientümpeln nach der Umsetzung.

Drohnenfoto von der gerodeten Maßnahmenfläche mit den angelegten Amphibientümpeln nach der Umsetzung. © BUND Diepholzer Moorniederung

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