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Projekt des Monats


Projekt des Monats #25
Flächenoptimierung und -Erweiterung von Feuchtheide und Moorwäldern

Weitere solcher offenen Heidebereiche sollen durch die Maßnahmen in der Ohligser Heide entstehen.

Weitere solcher offenen Heidebereiche sollen durch die Maßnahmen in der Ohligser Heide entstehen. © Corinna Kaiser, Bezirksregierung Münster

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Noch vor rund 100 Jahren war die Ohligser Heide bei Solingen als Teil der nördlichen Heideterrasse ein großes Heidegebiet mit eingestreuten Heidemooren. Bereits 1936 wurde ein rund 28 Hektar großer Bereich als Naturschutzgebiet gesichert und anschließend schrittweise erweitert. Die Ausweisung als Schutzgebiet konnte jedoch nicht verhindern, dass sich der Zustand der wertvollen Lebensraumtypen bis in die 1970er-Jahre deutlich verschlechterte.

Ehemals vom Menschen extensiv genutzte Kulturlandschaften wie Heiden und andere Offenlandbereiche bedürfen einer regelmäßigen Pflege, um erhalten zu bleiben und die an diese Bedingungen spezialisierten Pflanzen- und Tierarten zu bewahren. Ohne eingreifende Maßnahmen würden sich solche Lebensräume zu Wäldern entwickeln, und damit viele der für die offene Landschaft typischen Pflanzen- und Tierarten verschwinden. In den Waldkomplexen der Ohligser Heide finden sich ursprünglich dort nicht vorkommende Gehölze, wie Pappeln, Roteichen, spätblühende Traubenkirsche, Lärchen und Fichten, die der Entwicklung der gefährdeten Lebensraumtypen entgegenstehen. Neben regelmäßigen Pflegemaßnahmen können daher gelegentlich auch größere Eingriffe, wie beispielsweise flächige Rodung oder Abschieben des Oberbodens, erforderlich sein. Dieses Vorgehen wirkt für Laien auf den ersten Blick sehr drastisch und unverhältnismäßig. Es ist jedoch für den Schutz und Erhalt vieler gefährdeter Arten notwendig.

Seit den 1980er-Jahren werden in der Ohligser Heide entsprechende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchgeführt, um ein strukturreiches Mosaik von Feuchtheide, Moor- und Bruchwald, Heideweihern, Fließgewässern, aber auch von Trockenheide, offenen Sandflächen sowie Eichen-Birkenwäldern auf den erhöhten Dünenbereichen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten, wie die Glockenheide (Erica tetralix), die Moorlilie (Narthecium ossifragum) und der Mittlere Sonnentau (Drosera intermedia), haben sich bereits deutlich in ihren Beständen erholt. Heute umfasst das Naturschutzgebiet rund 147 Hektar. Seit 2004 sind 136 Hektar des NSG zudem als FFH-Gebiet „Ohligser Heide“ (DE-4807-303), u.a. zum Erhalt und zur Entwicklung der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), gelistet.

Im Rahmen des Integrierten LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ haben die Stadt Solingen und die Biologische Station Mittlere Wupper gemeinsam ein Maßnahmenpaket für das FFH-Gebiet „Ohligser Heide“ erarbeitet. Hierbei stehen insbesondere die Birkenbruchwälder und -moorwälder im Fokus, da sie durch sinkenden Grundwasserspiegel und eindringende Neophyten bedroht sind. Außerdem soll eine Flächenerweiterung der Heideflächen erzielt werden. Denn obwohl diese in den letzten drei Jahrzehnten von rund einem Hektar auf über 20 Hektar ausgedehnt werden konnten, ist das optimale Verhältnis von Wald und Offenland noch nicht ganz erreicht. Auch nährstoffarme, besonnte Stillgewässer fehlen derzeit noch, um allen heidetypischen Tierarten einen ausreichend großen und vernetzten Lebensraum anbieten zu können. Die Biologische Station Mittlere Wupper koordiniert die Umsetzung dieser Maßnahmen im Projektzeitraum 2018 bis 2021. Bei den „Atlantischen Sandlandschaften“ ist die Ohligser Heide einer der südlichsten Maßnahmenbereiche. Die Trennlinie zwischen kontinentaler und atlantischer Region verläuft mitten durch die Stadt Solingen.

Im Herbst 2018 wurden in einem ersten Schritt auf fünf Maßnahmenflächen insgesamt etwa 2,6 Hektar Wald gefällt oder gerodet. Hier soll eine Fläche von rund zwei Hektar in ihren ursprünglichen Zustand (Feuchtheide) umgewandelt werden. Auf dem restlichen Gebiet der insgesamt 4,4 Hektar großen Maßnahmenfläche soll hingegen Birkenmoorwald entstehen. Durch die Entnahme standortfremder Gehölze, wie der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina), und invasiver nicht-heimischer Arten, wie dem Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) oder dem Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera), soll der Erhaltungszustand für die Moorwälder verbessert werden.

In einem zweiten Schritt wurde in den vergangenen Monaten auf den gerodeten Flächen nährstoffreicher Boden abgetragen, um die eigentliche Heideentwicklung zu ermöglichen. Das Samenmaterial befindet sich auch nach Jahrzehnten noch im Boden und muss nur freigelegt werden, um sich entwickeln zu können. Angestrebt wird, dass später 26 Prozent der Fläche Offenland sind und 72 Prozent bewaldet bleiben. In zwei oder drei Jahren zeigt sich mit Sumpfbärlapp (Lycopodiella inundata), Glockenheide, Mittlerem Sonnentau und anderen Pflanzen hoffentlich wieder die gewünschte heidetypische Vegetation. Bis dahin erläutern zwei große Informationstafeln an den Eingängen des Naturschutzgebietes die Maßnahmen im Projektgebiet.

Flächige Rodungen wirken für Laien auf den ersten Blick sehr drastisch und unverhältnismäßig. Sie sind jedoch für den Schutz und Erhalt vieler gefährdeter Arten notwendig.

Flächige Rodungen wirken für Laien auf den ersten Blick sehr drastisch und unverhältnismäßig. Sie sind jedoch für den Schutz und Erhalt vieler gefährdeter Arten notwendig. © Dr. Martina Raffel, Bezirksregierung Münster

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