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Projekt des Monats


#11/2020 AUFWERTUNG VON LEBENSRÄUMEN FÜR LOKALE AMPHIBIENPOPULATIONEN IM LANDKREIS VECHTA
BINGO und IP-LIFE – Kooperation für die Amphibien in der Huntetalaue Goldenstedt

Kleingewässer vor Sanierung Der Bagger macht sich an die Arbeit: Um Amphibien wie der Knoblauchkröte wieder als Laichhabitat dienen zu können, wird dieses Kleingewässer in Teilen entschlammt

Kleingewässer vor Sanierung. Der Bagger macht sich an die Arbeit: Um Amphibien wie der Knoblauchkröte wieder als Laichhabitat dienen zu können, wird dieses Kleingewässer in Teilen entschlammt © Frank Apffelstaedt, Naturschutzring Dümmer

Lebensräume für Amphibien aufzuwerten und wiederherzustellen, das ist das Ziel eines aktuellen Artenschutzprojektes des Naturschutzrings Dümmer in der Huntetalaue bei Goldenstedt im Landkreis Vechta – ein Förderprojekt der Bingo-Umweltstiftung und des Landes Niedersachsen.

Die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung fördert seit über 30 Jahren Projekte im Bereich Biodiversität und Biotopvernetzung. Hierbei werden für gemeinnützige Vereine 85 Prozent der Kosten des gesamten Vorhabens inklusive der Personalkosten übernommen, sofern die Projektflächen nicht in Natura 2000-Gebieten liegen. Der verbleibende Eigenanteil von 15 Prozent ist für viele potenzielle Antragstellende jedoch eine finanzielle Hürde für die Einreichung eines Vorhabens. Mit Hilfe des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften kann jedoch in Niedersachsen eine 100-Prozent-Finanzierung für wenige ausgewählte Bingo-Vorhaben erreicht werden. Dies ist dadurch möglich, dass das Niedersächsische Umweltministerium zugesagt hat, den verbliebenen Eigenanteil bei einer Beteiligung des IP-LIFE zu finanzieren. Das IP-LIFE-Team begleitet dann die Vorhaben während der Planung und der Umsetzung und ist im Austausch mit den Akteuren. Diese sind in der Regel bereits bekannte Partner des Integrierten LIFE-Projektes.

Diese besondere Konstellation ergab sich im März 2019 erstmals beim Bingo-Projekt „Förderung von Amphibienpopulationen in der Huntetalaue bei Goldenstedt“ des Naturschutzrings Dümmer. Das Vorhaben ist in der Huntetalaue zwischen den Ortschaften Barnstorf und Goldenstedt-Einen lokalisiert. Dort wurden seit den 1990er-Jahren durch den Landkreis Vechta im Rahmen eines Naturschutzprojektes zur Renaturierung der Huntetalaue eine Flächenkulisse von ca. 175 ha erworben und dabei etwa 90 Kleingewässer in unterschiedlicher Form und Größe geschaffen. In Folge fortschreitender Sukzession waren etliche Kleingewässer in ihrer Eignung für die Reproduktion von Amphibien inzwischen eingeschränkt. Die Initiierung des Bingo-Projektes durch den Naturschutzring Dümmer wurde daher seitens des Landkreises Vechta ausdrücklich begrüßt und die Ausführung fachlich seitens der Unteren Naturschutzbehörde unterstützt.

Die Sanierung von Gewässern aus dieser Gebietskulisse wurde dann 2019 Teil des Bingo-Projektes des Naturschutzrings. Die Flächen liegen außerhalb von Natura-2000-Gebieten im LSG Hunteaue. Übergeordnetes Ziel war es, die Populationen der Kreuzkröte (Bufo calamita) und insbesondere der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) in der Region durch die Aufwertung und Vernetzung von Lebensräumen zu stabilisieren und diesen Arten eine Rückkehr in das Projektgebiet, in welchem sie früher heimisch waren, zu ermöglichen.

Als Grundlage für die Entwicklungsmaßnahmen wurde im Projekt zunächst eine umfangreiche Untersuchung zum Vorkommen von Amphibienarten an potenziell für die Zielarten geeigneten Gewässern sowie eine eDNA-Probennahme durchgeführt. Dabei wurden keine Vorkommen der Knoblauchkröte im Projektgebiet entlang der Hunte nachgewiesen. Allerdings konnten Vorkommen der Knoblauchkröte im Umkreis von 2-4 km Entfernung bestätigt werden. Entsprechend soll nun eine Potenzialanalyse bewerten, inwiefern eine natürliche Besiedlung von den umliegenden Vorkommen aus möglich ist oder in Zukunft eine gesteuerte Wiederansiedlung nach den Richtlinien der Weltnaturschutzunion (IUCN) denkbar wäre.

Im November 2020 wurde die Entschlammung von etwa 35 Kleingewässern fertiggestellt. Die Entfernung von beschattenden Gehölzen an diesen und weiteren Gewässern war bereits Anfang des Jahres erfolgt. Durch eine Teilbearbeitung wurde bewirkt, dass Strukturen, wie Schilfvorkommen oder solitäre Gebüschgruppen für Kleinvögel, wie zum Beispiel Teichrohrsänger oder Rohrammer, verbleiben. Außerdem wurde so gewährleistet, dass noch Unterwasser- und Schwimmblattvegetation vorhanden ist, die einerseits von Knoblauchkröte und Co zur Laichablage genutzt werden kann, anderseits auch für Libellen zur Eiablage. Das Projekt endet im Frühjahr 2021. Weitere Standorte für Trittsteinbiotope könnten noch identifiziert werden.

Der Naturschutzring Dümmer war bereits als lokaler Partner bei einer anderen IP-LIFE-Maßnahme mit im Boot: 2018/19 wurde gemeinsam mit dem Landkreis Vechta eine Maßnahme zur Erhaltung und Entwicklung von Habitaten für die Kreuzkröte (Bufo calamita) umgesetzt (Maßnahme C71 auf dem Geestrücken zwischen Vechta und Damme). Hierbei übernahm der Naturschutzring die Kartierung von 13 Teilgebieten sowie das Erarbeiten der konkreten Maßnahmenvorschläge und die Durchführung der ökologischen Baubegleitung. Hier stand ebenfalls die Sanierung und Neuanlage von passenden Kleingewässern im Fokus.

Insgesamt konnte durch das Bingo-Projekt des Naturschutzrings ein Gewässerkomplex mit optimalen Voraussetzungen für Amphibien im Bereich der Huntetalaue bei Goldenstedt wiederhergestellt sowie eine wesentliche Datengrundlage insbesondere für die zukünftigen Planungen in Bezug auf die Rückkehr der Knoblauchkröte ins Projektgebiet erstellt werden.

Saniertes Kleingewässer Eines von vielen durch Gehölzentnahme und Entschlammung ökologisch aufgewerteten Kleingewässern im Bereich der Huntetalaue.

Saniertes Kleingewässer. Eines von vielen durch Gehölzentnahme und Entschlammung ökologisch aufgewerteten Kleingewässern im Bereich der Huntetalaue. © Thomas Kutter, NLWKN

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