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Projekt des Monats


#1/2019 Dammer Berge
Optimierung von Lebensräumen für die Kreuzkröte

Verbindung zweier Teilpopulationen auf acht Teilflächen in den Dammer Bergen

Kreuzkröte

Für die Kreuzkröte (Bufo calamita) wurden zahlreiche Maßnahmen auf dem Geestrücken zwischen Vechta und Damme durchgeführt, um Teilpopulationen miteinander zu verbinden © Frank Körner, Naturschutzring Dümmer e.V.

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Die Dammer Berge und der sich nach Norden bis Vechta anschließende Geestrücken weisen auf einer Länge von etwa 25 Kilometern eine Vielzahl von bedeutsamen Lagerstätten auf. Sande, Kies, Lehm und Ton wurden hier abgebaut und haben ausgedehnte Bodenabbaubereiche hinterlassen, die bedrohten Amphibienarten wie der Kreuzkröte (Bufo calamita) als Sekundärbiotope Lebensraum bieten können.

In einer Voruntersuchung vom Naturschutzring Dümmer e.V. im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) waren 2017 dreizehn Gebiete im Bereich des Geestrückens zwischen Vechta und Damme als (potentieller) Lebensraum für die Kreuzkröte begutachtet worden. Hierbei war das Verbreitungsmuster der Art erfasst und eine halbquantitative Einschätzung der Bestandshöhe der örtlichen Kreuzkröten-Populationen vorgenommen worden. Außerdem wurden in den Gebieten verschiedene Geländeparameter aufgenommen. Die Ergebnisse sollten nicht nur zu einer Einstufung des Erhaltungszustands hinsichtlich bestehender Populationen, der Habitatausstattung und der Beeinträchtigungen der Art führen, sondern darüber hinaus konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, um ihren Erhaltungszustand zu verbessern. Bei den dafür ausgewählten Untersuchungsgebieten handelte es sich überwiegend um ehemalige bzw. noch teilweise in Betrieb stehende Sandgruben, die in den Dammer Bergen von Norden nach Süden aufeinanderfolgen. Die einzelnen Gebiete besaßen eine Größe zwischen drei und 15 Hektar und schlossen in einem Abstand von etwa 600 bis 5.800 Metern aneinander an. Die Erfassung der nachtaktiven Kreuzkröten erfolgte anhand der Feststellung von Rufern und durch Sichtbeobachtung von adulten und subadulten Individuen sowie von Laichschnüren und/ oder Larven an ausgewählten potentiellen Laichgewässern oder in deren Umfeld.

Nur in drei der dreizehn untersuchten Gebiete waren Kreuzkröten festgestellt worden. Der Bestand wurde in einem Gebiet als „gut“ und in zwei Gebieten als „mittel bis schlecht“ eingestuft. Die Vorkommen wiesen voneinander einen Abstand von drei bis 13 Kilometern auf, so dass es sich wahrscheinlich nicht um miteinander in unmittelbarem Austausch stehende Populationen handelte. Der Erhaltungszustand der dreizehn untersuchten Gebiete bei Heranziehen aller Kriterien wurde als „mittel bis schlecht“ eingestuft. Bei der Bewertung der Beeinträchtigungen für die Art wurden nur vier Gebiete als „mittel“ bewertet. In allen anderen Gebieten wurden die Beeinträchtigungen als „stark“ eingeschätzt, insbesondere verursacht durch Isolation in Form von Wanderungshindernissen und Abständen zur nächsten Kreuzkrötenpopulation sowie eine Entwertung des Lebensraums durch Sukzession.

Für zwölf der dreizehn untersuchten Gebiete wurden Maßnahmen vorgeschlagen. Für acht dieser Gebiete erarbeiteten der Landkreis Vechta, der Naturschutzring Dümmer und der NLWKN konkrete Maßnahmen für die Umsetzung im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“. Vier der Flächen sind in öffentlichem Eigentum (Stadt Lohne, Stadt Damme und Landkreis Vechta), die übrigen vier Flächen liegen in ehemaligen Sandabbauten des Erdbauunternehmens Averdam. Generell wurde die Anlage von besonnten, teils permanent wasserführenden Kleingewässern, die Pflege bereits vorhandener, zum Teil temporärer Gewässer, lokale Entnahme sukzessiv aufgekommener Gehölze und die lokale Schaffung von Rohböden empfohlen, um die Populationen dauerhaft miteinander zu verbinden und zu stabilisieren. Die entstehenden Offenbodenbereiche und die entkusselten Grubenbereiche sind zudem potentiell als Lebensraum für die Zauneidechse (Lacerta agilis) geeignet. Außerdem sind Synergieeffekte für nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Zwergbinsenvegetation (LRT 3130) zu erwarten.

Die Arbeiten wurden in den acht Gebieten von Mitte November bis Februar 2019 durchgeführt; die Baubegleitung wurde dabei ebenfalls vom Naturschutzring Dümmer e.V. durchgeführt. 

Kleingewässer mit Gräsern

Zugewachsenes temporäres Kleingewässer im Projektgebiet Tonnenmoor © Frank Körner, Naturschutzring Dümmer e.V.

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  • Die Sandgrube Tonnenmoor (Firma Averdam) liegt südlich der Stadt Vechta direkt östlich der Landesstraße L 846 von Vechta nach Lohne. Das Gebiet umfasst eine ehemalige Sandabbaufläche mit etwa 20 Klein- oder Kleinstgewässern und zwei größeren Stillgewässern. Hier wurden 15 temporäre Kleingewässer sowie einzelne permanent wasserführende Kleingewässer in voll besonnter Lage durch Entnahme von Gehölzen und Rohrkolben erneuert. Die entnommenen Gehölze bzw. das Pflanzenmaterial wurde in ausgewiesene Randbereiche transportiert und der Oberboden anschließend abgeschoben.
  • Das Sandabbaugebiet Brägeler Baggersee (Stadt Lohne) liegt nordöstlich der Stadt Lohne am Rand eines Gewerbegebietes. Es ist durch einen größeren Baggersee geprägt, der tief im Gelände eingeschnitten ist, so dass ein Höhenunterschied von mehr als sieben Metern besteht. Kleingewässer sind hier nicht vorhanden. Die westlich angrenzenden Flächen waren zum Teil verbuscht und mit einer eutrophen Ruderalvegetation bestanden; Magerrasenvegetation war nur noch in Relikten vorhanden. Hier wurden daher acht temporäre wasserführende Kleingewässer in voll besonnter Lage neu angelegt. Die umstehenden Gehölze wurden entnommen und der Oberboden großflächig abgeschoben.
  • Das Biotop Sandgrube Moorstraße (Firma Averdam) ist ebenfalls von starken Höhenunterschieden geprägt und befand sich in einem fortgeschrittenen Sukzessionsstadium. Mit dem Ende des Abbaus waren dort in 1999/ 2000 durch einen lokalen Naturschutzverband bereits größere Gewässerkomplexe mit Grundwasseranschnitt für Amphibien angelegt worden. In diesem Gebiet wurden ebenfalls die Gehölze großflächig entfernt und in ausgewiesene Randbereiche transportiert, 14 temporäre Kleingewässer sowie einzelne permanent wasserführende Kleingewässer wurden wiederhergestellt oder neu angelegt und der Oberboden abgeschoben. Hier ist wieder ein großes offenes Sandgebiet entstanden, das viele Strukturen für Amphibien und weitere gefährdete Tier- und Pflanzenarten aufweist.
  • Die ehemalige Sandgrube Kokenger Berge Ost (Firma Averdam) weist ein starkes Bodenrelief auf. Ein Teil der Grube wird von einem früher fischereilich genutzten Baggersee eingenommen, der westliche Teilbereich ist mit Stieleichen-Birkenwald bewaldet. Die eher östlich gelegenen Bereiche des Geländes zeigen eine halboffene Landschaft mit kleinen Gruppen höherer Bäume. Magerrasenvegetation und offene Bodenstellen sind dort ebenso zahlreich vorhanden wie kleinere Strukturen aus Aushub-, Sortierhügeln und Böschungskanten. Mehrere permanente Gewässer waren inzwischen mit Gehölzen bestanden oder stark mit Röhrichtvegetation bewachsen. In das Gelände sind zudem unterschiedlich ausgeprägte Kleingewässer eingestreut, meist ausgeprägt als periodisch wasserführende Kleinstgewässer. Eine Besonderheit dieser ehemaligen Sandgrube ist das sehr tonige Bodenmaterial im östlichen Teil, wo durch Sandabbau eine schräg anstehende Tonschuppe als Grenzschicht freigelegt wurde. Hier wurden im Rahmen der IP-LIFE-Maßnahmen 17 Laichgewässer mit einer Größe von jeweils etwa 50 Quadratmetern neu angelegt. Drei weitere Gewässer wurden durch Entnahme von Gehölzen und Rohrkolben wiederhergestellt. In diesem Gebiet wurden ebenfalls die Gehölze großflächig entfernt und in ausgewiesene Randbereiche transportiert.
  • Die Sandgrube Stunnebäke liegt am Nordrand der Dammer Berge und ist erst seit kurzer Zeit nicht mehr im Abbau. Hier prägen noch offene Sandflächen mit Fahrspuren und höhere Böschungskanten das Bild. Magerrasenvegetation ist vielfältig zu finden. Gehölzaufwuchs war nur im Randbereich des Gebiets vorhanden sowie als Rekultivierung auf älteren, bereits eingeebneten und inzwischen aufgeforsteten Böschungen. Neben einem größeren, permanent wasserführenden Gewässer gibt es temporäre Gewässer in Form von Fahrspuren, Bodenvertiefungen und Bodenverdichtungen im Bereich von Aufschüttungen. Fünf dieser bestehenden Kleingewässer wurden im Rahmen der Maßnahme vertieft und weitere zwölf temporäre bzw. ggf. auch permanent wasserführende Kleingewässer mit jeweils 50 Quadratmetern neu angelegt. Diese wurden zum Teil im tonigen Bodenmaterial ausgekleidet, um hier eine besserere Wasserhaltung zu gewährleisten.
  • Das Bachtal der Haverbeeke verläuft durch teilweise von Wald bestandene und landwirtschaftlich genutzte Flächen und ist Teilgebiet der FFH-Kulisse. Der betrachtete Abschnitt wird seit mehr als zwei Jahrzehnten als extensives Grünland in Form einer Weide genutzt. Er grenzt im Osten und zum Teil im Süden an intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen, im Norden, Westen und teilweise im Süden grenzt er an Waldstücke mit stellenweise sehr altem Baumbestand an. Der Bach speist auf der schmalen Talfläche zwei permanent wasserführende Gewässer. Die Fläche zeigt ein deutliches Relief und weist verschiedene Kleinklimata und eine kleinräumig unterschiedliche Bodenfeuchte auf. Hier wurden im Rahmen der IP-LIFE-Maßnahmen zwei temporäre Kleingewässer neu angelegt sowie der Oberboden abgeschoben.
  • Das Bachtal der Struthbäke liegt in einem von Wald umschlossenen, relativ engen Taleinschnitt der Dammer Berge. Es ist Teilgebiet der FFH-Kulisse. Der betrachtete Bereich gliedert sich in zwei Abschnitte, die durch eine intensiv genutzte landwirtschaftliche Fläche voneinander getrennt sind. Beide Abschnitte werden seit über zwei Jahrzehnten als extensives Grünland genutzt. Der Bach speist nach Eintritt in die Fläche zwei hintereinanderliegende Kleingewässer und verrieselt kurz darauf im sandigen Boden. Eines der beiden Gewässer wurde im Rahmen des LIFE Amphikult-Projektes des NABU-Landesverbandes im Winter 2015/2016 angelegt. Der zweite Abschnitt des Gebietes wird vom Bach nicht erreicht. Hier finden sich bislang keine Gewässer, so dass nun im Rahmen des IP-LIFE eine temporär wasserführende Mulde angelegt wurde. Zusätzlich wurde auch hier der Oberboden abgeschoben.
  • Das Gebiet Nienhausen ist in zwei Teilbereiche untergliedert und stellt einen größeren als Grünland genutzten Offenlandbereich inmitten eines geschlossenen Waldes dar. Es zeigt ein lebhaftes Relief mit Hügeln und quelligen Bereichen im südlichen Teil, wo mehrere Quellbäche des Handorfer Mühlenbachs liegen. In das Grünland sind insgesamt neun Kleingewässer eingestreut. Die Flächen werden seit über zwei Jahrzehnten extensiv als Rinder- bzw. Schafweide genutzt. In diesem Gebiet wurden sechs bestehende Kleingewässer entkrautet und teilweise vertieft. Drei weitere temporär (bzw. ggf. auch permanent wasserführende) Kleingewässer wurden neu angelegt.

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