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#10/2018 NEUE CHANCE FÜR DAS FROSCHKRAUT
Gewässerneuanlage im NSG Truper Blänken

Wiese

Fläche vor Durchführung der Maßnahme (Juni 2017) © Hans-Gerhard Kulp, Biologische Station Osterholz

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Noch vor hundert Jahren waren die Truper Blänken ein Paradies für zahlreiche Vögel, Libellen und Amphibien. Bevor sie ab den 1930er-Jahren großflächig entwässert wurden, lag dort ein über 100 Hektar großer Flachwassersee. Sein nährstoffarmes Wasser bot hervorragende Bedingungen für einen besonders artenreichen Pflanzenbestand. Auch viele Vogelarten, die heute auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen, gab es damals in großen Zahlen: neben verschiedenen Wildentenarten beispielsweise Bekassine, Brachvogel, Uferschnepfe und Kiebitz. Mit der Erhöhung des ehemaligen Sommerdeiches entlang der Wümme erfolgte dann aber die sukzessive Trockenlegung der Blänken. Die Landwirtschaft gelangte in vorher ungenutzte Bereiche. Dadurch wurden die Lebensräume der typischen Arten auf kleine Restwasserflächen wie die Entwässerungsgräben reduziert. In den 1980er-Jahren gab es nur noch vereinzelte Vorkommen stark gefährdeter Pflanzenarten wie Froschkraut (Luronium natans), Flutendem Sellerie (Helosciadium inundatum), Grasartigem Laichkraut (Potamogeton gramineus) und Igelschlauch (Baldellia ranunculoides). 1989 wurde daher eine 214 Hektar große Fläche unter Schutz gestellt, um die Reste der ehemals ausgedehnten Flussniederungslandschaft, die durch Still- und Fließgewässer, Röhrichte und Seggenrieder, Erlenbruchwälder und Feuchtgrünland gekennzeichnet war, zu erhalten.

Im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ sollte durch die Neuanlage eines Flachgewässers dem Defizit an mesotrophen Flachgewässern, die für die Truper Blänken ehemals charakteristisch waren, entgegengewirkt werden. Hierzu hatten Dr. Hans-Gerhard Kulp und Jonas Linke von der Biologischen Station Osterholz e. V. in Kooperation mit dem Landkreis Osterholz und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten, und Naturschutz (NLWKN) eine Planung im Rahmen der kooperativen Gebietsbetreuung erstellt. Abgesehen von der Neuanlage des in dem Bereich selten gewordenen Lebenraumtyps war das naturschutzfachliche Ziel, insbesondere das Froschkraut – eine der Fokusarten des IP-LIFE – im Gebiet wieder anzusiedeln.
Die Umsetzung und Fertigstellung erfolgten im September und Anfang Oktober 2018; die Baubegleitung wurde dabei ebenfalls von der Biologischen Station Osterholz durchgeführt.

Zentrale Maßnahme stellte die Anlage eines Flachgewässers auf einer Fläche der Gemeinde Lilienthal mit einer Größe von rund 1.500 Quadratmetern dar. Das neue Gewässer wurde naturnah modelliert und durch Grund- und Regenwasser gespeist; der Aushub konnte außerhalb der Maßnahmenfläche verwertet werden.
Südwestlich der Maßnahmenfläche befand sich in einem Graben ein ehemaliges Vorkommen von Froschkraut, Igelschlauch und Flutendem Sellerie. Der Graben war inzwischen vollständig verlandet und mit einem Gehölzsaum aus Erlen bestanden. Unter den dortigen Bedingungen konnten die hier noch vorhandenen Samen nicht mehr keimen. Daher wurde aus dem Graben schlammiges Material entnommen und in das neu angelegte, stark besonnte Sandgewässer übertragen. Das Sediment wurde dabei entlang der Uferbereiche in einem Abstand von etwa fünf Metern eingebracht.

Zugewachsener Graben

Der auf einer benachbarten Fläche vorhandene verlandete Graben mit ehemaligem Vorkommen von Froschkraut, Igelschlauch und Flutendem Sellerie diente als „Spendermaterial“ © Hans-Gerhard Kulp, Biologische Station Osterholz

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Aufgrund der günstigen trocken-warmen Witterung konnte die Anlage des Sandgewässers bereits nach drei Tagen abgeschlossen werden. Die Sedimententnahme musste aufgrund der in der wasserrechtlichen Genehmigung formulierten Vorgaben rund zwei Wochen später umgesetzt werden.

Das Gewässer wird im Rahmen der Gebietsbeobachtung in den nächsten Jahren hinsichtlich der Besiedlung mit Makrophyten und der Vegetation der Wasserwechselzone von der Ökologischen Station Osterholz kartiert werden. Dabei sollen auch Zufallsbeobachtungen von Amphibien und Libellen registriert werden.

Im kommenden Jahr werden die erfolgten Arbeiten zudem im Rahmen einer öffentlichen Exkursion den Lilienthalern vorgestellt werden.

Kleines Gewässer auf der Fläche

Das fertiggestellte Gewässer nach Einbringen des Sediments © Hans-Gerhard Kulp, Biologische Station Osterholz

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