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Projekt des Monats


#2/2018 Hanfteich in Saerbeck
Optimierung des Lebensraums für Froschkraut, Kammmolch und Moorfrosch

Ufer

Blick vom Nordufer des Hanfteichs Richtung Osten © Bezirksregierung Münster

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Das rund 5,6 ha große Gebiet „Hanfteich“ südöstlich des Ortes Saerbeck wurde bereits 1938 unter Schutz gestellt und ist damit das älteste Saerbecker Naturschutzgebiet und eines der ältesten im Kreis Steinfurt. Es handelt sich um einen nur flach mit Wasser überspannten Heideweiher, wie sie ehemals in den Sandgebieten der Westfälischen Bucht häufig waren. Er wurde früher zum „Hanfrösten“ genutzt. Dabei wurden Hanfbündel mehrere Tage im Wasser gelagert, damit sich die Fasern besser aus den Stängeln lösen ließen. Der Flachwassersee liegt umgeben von Feldgehölzen und kleinen Laub- und Kiefernwaldflächen inmitten einer landwirtschaftlich genutzten Landschaft. In regenarmen Jahren trocknet das Gewässer weitgehend aus.

Seit 2010 hat das 4,4 Hektar große Kerngebiet den Status eines FFH-Gebietes als Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes „Natura 2000“, da es einen landesweit bedeutsamen Bestand an Torfmoos- und Flachmoorvegetation besitzt. Die Ausweisung erfolgte insbesondere als Schutzgebiet von herausragender Bedeutung für den Lebensraumtyp „nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Strandlings- oder Zwergbinsen-Gesellschaften“ (3130) sowie für drei durch die FFH-Richtlinie geschützte Arten: den Kammmolch (Triturus cristatus), den Moorfrosch (Rana arvalis) und das Schwimmende Froschkraut (Luronium natans). Aber auch zahlreiche andere landesweit gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten, wie der Gagelstrauch (Myrica gale), das Sumpf-Johanniskraut (Hypericum elodes), die Faden-Segge (Carex lasiocarpa) und die Schimmernde Glanzleuchteralge (Nitella translucens), kommen dort vor.

Strauch

Der Gagelstrauch bildet in intakten atlantischen Heidemooren waldartige Bestände. Er ist selten geworden und befindet sich auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. © Biologische Station Kreis Steinfurt, Hartmut Storch

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In den 1970er- und vielleicht bis Anfang der 1980er-Jahre beheimatete der Hanfteich zudem eines der größten Vorkommen der Knoblauchkröte im Münsterland. In Westfalen wurden andernorts bei Bestandsermittlungen meistens nur Vorkommen mit bis zu zehn rufenden Männchen festgestellt; im Hanfteich konnten jedoch beispielsweise im Frühjahr 1972 bis zu 40 Rufer registriert werden. Allerdings verschlechterte sich seit Beginn der 1970er-Jahre die Eignung als Laichgewässer für die Knoblauchkröte zunehmend durch starke Verlandung, sodass im April 1987 nur noch bis zu zehn rufende Tiere ermittelt werden konnten. Eine gegen Ende der 1980er-Jahre durchgeführte umfangreiche Entschlammung konnte dem Erlöschen des Vorkommens nicht mehr entgegenwirken.

Rund 30 Jahre nach dieser großen Sanierungsmaßnahme beeinträchtigen Gehölzaufwuchs und Eutrophierung erneut die Eignung als Lebensraum für die vorhandenen seltenen und gefährdeten Arten und die wertvollen nährstoffarmen Uferbereiche. An einigen Uferabschnitten des Heideweihers haben sich insbesondere Weidengebüsche und Faulbaum ausgebreitet; angrenzend wachsen Birken, Erlen und Kiefern. Auch das benachbarte, sehr flache Kleingewässer, das Ende der 1980er Jahre nördlich des Naturschutzgebietes ausgehoben worden war, ist durch Laubeintrag eutrophiert und durch Weidengebüsche beschattet.

Ufer

Der Blick vom Nordufer Richtung Westen nach den erfolgten Gehölzarbeiten © Hartmut Storch, Biologische Station Kreis Steinfurt

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Daher sollen mit dieser Maßnahme im Rahmen des IP-LIFE die Uferbereiche des Heideweihers und des angrenzenden Kleingewässers möglichst von Gehölzen freigestellt werden. Ziel dieser Eingriffe ist die Verbesserung des Erhaltungszustands des Lebensraumtyps „nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer mit Strandlings- oder Zwergbinsen-Gesellschaften“ (3130) und der vorkommenden Fokus-Arten des IP-LIFE. Darüber hinaus profitieren auch andere ansässige Arten, wie die Krickente (Anas crecca) und der Schwarzstorch (Ciconia nigra) von den Maßnahmen. Wichtig ist das Freihalten des Uferbereiches vor allem von Weiden, Birken und Erlen, um den Laub- und Stickstoffeintrag zu verhindern; dabei soll der Gagel aber erhalten bleiben. Das anfallende Holz wird aus dem Schutzgebiet entfernt. Zur Durchführung dieser Gehölzarbeiten ist es notwendig, Zufahrten zu den Maßnahmenflächen zu schaffen. Diese werden nach Abschluss aller Arbeiten wieder verschlossen.

In einem zweiten Schritt sollen im Spätsommer oder Herbst bei entsprechend trockener Witterung die nördlichen, südlichen und südöstlichen Uferbereiche des Heideweihers entschlammt werden. Dabei wird darauf geachtet, dass der Boden nicht zu tief entnommen und nur die Schlammschicht entfernt wird. Das angrenzende Kleingewässer soll sehr flach abgeschoben werden, um die Diasporenbank mit den Samen von Kopf-Binse (Juncus capitatus) und Sand-Binse (Juncus tenageia) zu erreichen und frei zu legen.

Die Gehölzarbeiten in dem Gebiet wurden Ende Januar 2018 begonnen. Im August/ September sollen die weiteren Erdarbeiten erfolgen.

Das FFH-Gebiet Hanfteich ist unter ständiger Kontrolle und Betreuung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Steinfurt und der Biologischen Station Kreis Steinfurt e.V., die auch die Bauaufsicht während der Maßnahmenumsetzung durchführen.  

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