Sanierte Amphibiengewässer in der ehemaligen Kiesgrube in Wackerwinkel aus der Luft fotografiert © Joachim Neumann
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Projekt des Monats
#6/2023 AUFBAU EINES KLEINGEWÄSSERVERBUNDES (REGION HANNOVER)
Optimierung der Lebensräume von Kreuz- und Knoblauchkröte um Burgdorf
In der dritten Projektphase des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften wird in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region Hannover ein aus Amphibiensicht etwas in Vergessenheit geratenes Kleinod in den Fokus genommen: der Raum Burgdorf – Lehrte – Uetze nordöstlich von Hannover. In diesem Bereich findet sich ein für Amphibien attraktives Netz an Kleingewässern unterschiedlicher Entstehungsgeschichte. Zahlreiche aktive Rohstoffgewinnungsstätten, die Kies, Sand oder Mergel zu Tage fördern, beherbergen noch Vorkommen der landesweit seltenen Kreuzkröte. In Naturschutzgewässern in endabgebauten Lagerstätten und Gewässern, die im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen (beispielsweise des Straßenbaus) entstanden sind, lässt sich per Hydrophon das charakteristische Rufen der Knoblauchkröte (blok-blok-blok) vernehmen. Molche bevölkern zum Teil in üppiger Zahl ehemalige Fischteiche sowie Gewässer in Waldrandlage. Und auch Laub- und Moorfrosch sind zu finden, allerdings bei weitem nicht mehr in den Populationsstärken, die vor Jahren berichtet wurden. Auch die niedrigen Grundwasserstände, die in manchen Bereichen über 1,5 Meter gesunken sind, machen Naturschützern sorgen.
Um das beschriebene Gewässernetz und seine Bewohner zu unterstützen, wurde eine entsprechende Maßnahme im Rahmen des IP-LIFE für die dritte und vierte Projektphase konzipiert (C196). Aus den ursprünglich 16 Standorten, die untersucht und ggf. durch Maßnahmen oder amphibienfreundliche Nutzung optimiert werden sollten, sind inzwischen weit über 20 Standorte geworden. Nicht an allen Standorten wird die Umsetzung durch das IP-LIFE finanziert. Manchmal ist das Projekt auch nur Ideengeber oder Berater und Dritte führen die Arbeiten in Eigenregie durch. Das freut das Projekt-Team natürlich ganz besonders, da hier die Eigenverantwortung der lokal handelnden Akteure zum Tragen kommt.
Bisher konnte Folgendes erreicht werden:
- Anlage von Kreuzkrötengewässern durch die Firma Enge Kies- und Recycling GmbH & Co. KG in der Sandabgrabung bei Aligse mit erfolgreicher Reproduktion der Kreuzkröten in drei aufeinander folgenden Jahren,
- Gehölzentnahme und Sanierung von Kleingewässern in der Sandgrube Heeßel durch die Untere Naturschutzbehörde der Region Hannover (Knoblauchkröte, Kammmolch, Bergmolch, Teichmolch, Grünfrösche),
- Sanierung eines Kleingewässers im Burgdorfer Holz durch die Stadt Burgdorf (Ausgleichsmaßnahme),
- Sanierung eines Kleingewässers im Burgdorfer Holz durch die Niedersächsischen Landesforsten in eigener Zuständigkeit,
- Sanierung von vier Kleingewässern im Burgdorfer Holz durch das IP-LIFE (hiervon drei Gewässer auf Eigentumsflächen des NABU Burgdorf-Lehrte-Uetze sowie ein Gewässer auf einer Eigentumsfläche der Region Hannover). Durch gezielte Wassergaben durch die NABU-Gruppe Burgdorf-Lehrte-Uetze sollte die Entwicklung der Kreuzkröten-Kaulquappen trotz fast 6-wöchiger Regenpause ab Mai ein gutes Ende genommen haben.
- Sanierung von sieben Kleingewässern für die Kreuzkröte und vier größeren Amphibiengewässern (für die Zielarten Kammmolch und Knoblauchkröte) in der ehemaligen Kiesgrube Wackerwinkel bei Uetze durch das IP-LIFE,
- Untersuchung der Amphibienbestände im Raum Burgdorf-Lehrte-Uetze in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region Hannover. Dabei wurden historische Fundpunkte der Kreuzkröte bestätigt und neue Funde der Knoblauchkröte erbracht. Auch Molche wurden in einer begrenzten Anzahl an Gewässern mit Fokus auf den Kammmolch untersucht.
- Unterstützung einer Bachelor-Arbeit über die Amphibienpopulationen im Burgdorfer Holz. Dabei wurde eine große Zahl an Kammmolchen, Berg- und Teichmolchen festgestellt. Nachweise über die Reproduktion der Kreuzkröte sowie des Laubfrosches konnten erbracht werden.
Die Untersuchungen und die Maßnahmenplanung werden fortgesetzt. Im Winter 2023/2024 sollen weitere Gewässer im Burgdorfer Holz saniert werden. Gegebenenfalls können durch Beratung der aktiven Abbaustätten weitere Verbesserungen für die gefährdeten Arten erreicht werden. Das große Zukunftsthema aber ist der Umgang mit Wasser in der Landschaft und eine an die klimatischen Veränderungen angepasste landwirtschaftliche Entwässerung. Diese muss nun zwei Dinge leisten: möglichst viel Wasser in der Landschaft zurückhalten und gleichzeitig durch gezielte Absenkung der Wasserspiegel eine Bewirtschaftung der Flächen ermöglichen.