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Projekt des Monats


#10/2019
Renaturierung im Brachter Grenzwald

Landschaft

Die Maßnahmenfläche im Bereich „Kleine Sonsbeck“ vor Beginn der Arbeiten © Norbert Neikes, Biologische Station Krickenbecker Seen

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Das Naturschutzgebiet „Heidemoore“ ist Teil des FFH-Gebietes „Wälder und Heiden bei Brüggen-Bracht“. Es stellt einen gut erhaltenen Komplex aus Heidemooren, Binnendünen, Moorgewässern und Birkenmoorwäldern dar und ist aufgrund der herausragenden Flächenanteile an seltenen Lebensraumtypen sowie wegen seines Artenreichtums von landesweiter Bedeutung. Hervorzuheben sind insbesondere die atlantisch geprägten Trockenheiden und Heidemoore mit Übergangs- und Schwingrasenmooren. Hier finden viele gefährdete Arten die von ihnen benötigten nährstoffarmen Bedingungen. Der offene lockere Sand wird von Zauneidechsen (Lacerta agilis) und Schlingnattern (Coronella austriaca) zur Eiablage genutzt. Außerdem kommen Kammmolch (Triturus cristatus), Kreuzkröte (Bufo calamita), Moorfrosch (Rana arvalis), Kleiner Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) und Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) in dem Gebiet vor.  

Die ursprünglich ausgedehnten Binnendünen zwischen den Heidemooren sind im 20. Jahrhundert mit Kiefern aufgeforstet worden. Die dünentypische Vegetation wurde dadurch verdrängt und ist nur noch kleinräumig vorhanden. Beschattung und Verdunstung angrenzender Forste stellen eine Gefahr für ihren Fortbestand dar. Insbesondere kleine Heidemoore können nur erhalten werden, wenn sie mit ausreichenden Pufferstreifen versehen und in einem Biotopverbundsystem zusammengeschlossen werden. Ziel der Maßnahmen, die im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ um die Große und Kleine Sonsbeck im Kaldenkirchener Grenzwald durchgeführt wurden, war es daher, die im Gebiet selten gewordenen Lebensraumtypen – Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen (LRT 2310), offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen (LRT 2330) und trockene Heiden (LRT 4030) – wiederherzustellen. Die Maßnahme wurde in Kooperation mit der Biologischen Station Krickenbecker Seen und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen durchgeführt.

Ende Oktober 2018 starteten die Arbeiten vor Ort. Auf einer Fläche von etwa 2,5 Hektar wurden die Kiefern einschließlich des gesamten Kopfholzes entnommen. Die Baumstubben wurden mit einem Forstmulcher in den Boden hinein abgefräst. Anschließend wurde der obere Humusboden abgetragen, damit wieder offene Sandflächen als Lebensraum für zahlreiche wertgebende Arten der Dünen und Heiden entstehen können. Das Abplaggen führt außerdem zu einer Entnahme von Nährstoffen und damit zur Wiederherstellung nährstoffarmer Standortbedingungen. Um Restvorkommen seltener Pflanzenarten zu schützen und nicht versehentlich zu entfernen, wurden diese vor der Maßnahme von Mitarbeitern der Biologischen Station ausgepflockt und beim Plaggen entsprechend ausgespart.

Zur weiteren Entwicklung der Dünen und Heiden wird in den nächsten Jahren die Nachpflege von aufkommenden Gehölzen erfolgen. Außerdem werden Schafe und Ziegen das Gebiet beweiden. Die heute noch kahlen Pionierflächen werden sich in dann wenigen Jahren zur Heidelandschaft entwickeln. Zauneidechse und Schlingnatter, aber auch die Heidelerche (Lullula arborea) und viele andere Arten werden von diesen Veränderungen profitieren. Über einen am Gebiet entlang verlaufenden Wanderweg sind die Veränderungen der Dünenlandschaft auch für Besucher erlebbar (Premium-Wanderweg W2 "Galgenvenn").

Die Biologische Station Krickenbecker Seen ließ diese Maßnahme professionell in einem Video dokumentieren. Diplom-Biologe Norbert Neikes erläutert darin sehr anschaulich die Gründe und positiven Auswirkungen: https://youtu.be/b5ihlXsnnG0. Der Nutzen der Maßnahme für den Biotop- und Artenschutz wird im Rahmen einer Effizienzkontrolle in den kommenden Jahren durch ein biologisches Monitoring überprüft und dokumentiert. Erste Erfolge waren bereits in 2019 sichtbar.

Landschaft

Die Maßnahmenfläche „Kleine Sonsbeck“ nach Abschluss der Arbeiten © Norbert Neikes, Biologische Station Krickenbecker Seen

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