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Projekt des Monats


#09/2019 FACHTAGUNG IN MÜNSTER
Session des IP-LIFE im Rahmen der GfÖ-Jahrestagung

Besucherreihen

Die Session des IP-LIFE war trotz der vielen gleichzeitig laufenden Sitzungen gut besucht. © Bezirksregierung Münster

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Neben dem Informationsaustausch mit anderen (LIFE-)Projekten und der Durchführung von Projektveranstaltungen zur Einbindung aller Interessensvertreter stellen die Teilnahme und Durchführung von Fachveranstaltungen und Konferenzen wichtige Bausteine eines jeden LIFE-Projektes dar. In der ersten Projektphase des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ lag der Fokus auf dem Austausch mit anderen nationalen und internationalen Projekten. Dabei stellten Teammitglieder das Projekt bzw. einzelne Aspekte unterschiedlichem Fachpublikum vor. Die beiden bislang vom Projekt durchgeführten eigenen Veranstaltungen – zum einen zum offiziellen Startschuss im April 2017 und zum anderen anlässlich der Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt im Februar 2019 – dienten dem Informationsaustausch und der Einbindung aller Projektbeteiligten und -partner.

Durch den glücklichen Umstand, dass das Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster 2019 die 49. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) unter dem Motto „Science meets practice“ in Münster organisierte, ergab sich für das IP-LIFE die Möglichkeit, quasi „vor der eigenen Haustür“ an einer hochkarätigen wissenschaftlichen Fachtagung mitzuwirken. Umso mehr, als die diesjährige Jahrestagung explizit dem Austausch zwischen der akademischen ökologischen Gemeinschaft und der Praxis dienen sollte. In insgesamt 40 thematischen Sitzungen mit 385 Vorträgen und 198 Postern sowie zusätzlichen Workshops und Diskussionsrunden wurde ein guter Überblick über den aktuellen Stand der ökologischen Forschung und die praktische Anwendung im Naturschutz gegeben. Insbesondere der „Praktiker*innentag“ am 10. September richtete sich an alle im praktischen Naturschutz Tätigen und wurde im Gegensatz zur übrigen Tagung auf Deutsch durchgeführt.

Das IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften organisierte an diesem Tag eine Session mit dem Titel „Umsetzung von NATURA 2000 in der Praxis: Schutz der Arten und Lebensräume der FFH-Richtlinie in der Europäischen Union mit Hilfe des Förderinstruments LIFE Natur“. Behördliche Vertreter von Bundes- und Länderebene berichteten in einem übergeordneten Kontext über aktuelle Entwicklungen sowie Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung von Natura 2000. Teammitglieder ausgewählter LIFE-Projekte stellten aus ihrer Praxis einige Umsetzungsbeispiele vor. Ein besonderer Schwerpunkt lag dabei natürlich auf dem IP-LIFE als erstem integrierten LIFE-Projekt im Förderbereich Natur in Deutschland. Konzeptionelle, bürokratisch-formale und praxisbezogene Aspekte wurden ebenso beleuchtet wie Probleme bei der Umsetzung der Projekte gemäß einer Best-Practice-Analyse. Moderiert wurden die beiden Vortragsblöcke von Dr. Sebastian Schmidt und Dr. Martina Raffel von der Bezirksregierung Münster.

  • Zu Beginn stellte Projektleiter Dr. Sebastian Schmidt das Integrierte LIFE-Projekt Atlantische Sandlandschaften vor und gab einen Überblick über die Projektziele und -strukturen sowie ausgewählte Umsetzungsmaßnahmen.
  • Christina Müller vom Bundesamt für Naturschutz erläuterte anschließend die aktuellen Herausforderungen bei der Umsetzung von Natura 2000 in Deutschland. Die neuen Berichtsergebnisse des FFH-Berichts 2019 zeigen, dass seit dem Bericht 2013 keine grundlegende Verbesserung der Erhaltungszustände der FFH-Schutzgüter stattfand und somit die 2020-Ziele der EU-Biodiversitäts-Strategie nicht erreicht werden können. Die aktuellen Daten ermöglichen jedoch Analysen der einzelnen Parameter und Trends. Mittel- und Ressourcenknappheit sowie der Handlungsbedarf mit starker Überlappung zu anderen Ressorts stellen jedoch eine große Herausforderung dar.
  • Ruth Brauner, ehemals Mitglied des für das IP-LIFE zuständigen Monitoring-Teams der Europäischen Kommission und seit März 2019 in der Zukunft - Umwelt - Gesellschaft gGmbH (ZUG) in Bonn mit dem Aufbau einer neuen bundesweiten LIFE-Beratungsstelle betraut, stellte das LIFE-Programm der EU und seinen Beitrag zur Umsetzung des Natura 2000-Netzwerks in Deutschland vor. Über 130 Projekte wurden oder werden mittlerweile in Deutschland im Förderschwerpunkt „Natur“ umgesetzt. Mit der Präsentation wurde ein kurzer Überblick über die Zielsetzung und die Möglichkeiten des EU-LIFE-Förderprogramms und die Vielfalt insbesondere der LIFE-Natur-Projekte in Deutschland gegeben.
  • Ralf Schlüter, Fachbereichsleiter für die Aufgaben Biotopschutz und Vertragsnaturschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV), erläuterte das länderübergreifende Konzept zur Umsetzung von Natura 2000, das im IP-LIFE beispielhaft angewandt wird. Es werden Methoden entwickelt, um die Konkretisierung von Schwellenwerten und die Priorisierung von Schutzgütern auf Ebene der atlantischen biogeographischen Region voranzutreiben. Während der Konzeptentwicklung sollen bereits konkrete prioritäre Maßnahmen abgeleitet werden, deren Umsetzung einen möglichst sichtbaren Erfolg des IP-LIFE gewährleistet. Auf diese Weise greifen Praxis und Konzept im späteren Verlauf des Projektes direkt ineinander.
  • Dr. Ines Bruchmann aus dem Geschäftsbereich 7 (landesweiter Naturschutz) des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Hannover stellte zum Abschluss des ersten Vortragsblockes vor, wie in Niedersachsen die Prioritäten für die Maßnahmen festgelegt werden. Um im Sinne der übergeordneten Projektziele möglichst zielgerichtet und wirkeffizient zu agieren, wurden alle bekannten Vorkommen der Ziel-Lebensraumtypen identifiziert, aus landesweiter Sicht anhand von naturschutzfachlichen Kriterien kategorisiert und für die Projektbelange priorisiert. Neben der effektiven Lenkung der Projektressourcen stellt diese Priorisierung eine wichtige Grundlage in der Kommunikation mit den Stakeholdern dar.
  • Den zweiten Vortragsblock am späten Nachmittag eröffnete Birgit Beckers, Vorsitzende des Dachverbands der Biologische Stationen in NRW und Geschäftsführerin der Biologischen Station Soest. Sie erläuterte die Rolle der Biologischen Stationen bei der Umsetzung von Natura 2000 und LIFE in Nordrhein-Westfalen. Rund 40 Biologische Stationen arbeiten als gemeinnützig anerkannte Vereine nahezu im gesamten Bundesland. Von den mittlerweile 33 LIFE-Projekten in NRW sind bzw. waren 22 in deren Trägerschaft. Aktuell sind 16 Biologische Stationen in die Umsetzung des Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ einbezogen.
  • Dr. Peter Schwartze, fachlicher Leiter der Biologischen Station Kreis Steinfurt e.V., gab im Anschluss einen Überblick über die in der ersten Phase des IP-LIFE im Kreis Steinfurt durchgeführten Maßnahmen. An drei Heideweihern wurden Optimierungsmaßnahmen an nährstoffarmen Stillgewässern mit Strandlings- und Zwergbinsengesellschaften (LRT 3130) sowie in Feuchtheiden umgesetzt. Diese Maßnahmen dienen außerdem der Verbesserung des Erhaltungszustands von Moorfrosch (Rana arvalis) und Froschkraut (Luronium natans) und wirken sich auch auf andere gefährdete Arten positiv aus.
  • Im Vortrag von Christian Göcking von der NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V. stand die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) im Fokus. Schutzmaßnahmen für die in Nordwest-Deutschland extrem seltene Amphibienart wurden von 2012 bis 2016 im LIFE-Projekt „Schutz der Knoblauchkröte in Teilen des Münsterlandes“ mit zahlreichen Kooperationspartnern umgesetzt. Die in diesem Rahmen etablierten Rettungszuchten und der Aufbau von Spiegelpopulationen werden seit 2017 im IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ weitergeführt und räumlich ausgedehnt. Aktuelle Ergebnisse des Monitorings belegen die erfolgreiche Reproduktion der Art in verschiedenen Gebieten.
  • Ein weiteres Amphibienprojekt im Rahmen des LIFE-Programms stellte Christian Höppner vom NABU Niedersachsen vor. LIFE BOVAR widmet sich dem Management der Gelbbauchunke (Bombina variegata) und anderer gefährdeter Amphibienarten, wie Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans), Kreuzkröte (Epidalea calamita) und Kammmolch (Triturus cristatus). Wichtigste Ziele des Projektes sind die Umsetzung von praktischen Artenschutzmaßnahmen zur Wiederherstellung günstiger Lebensraumbedingungen, die Stärkung des Biotopverbundes durch Trittsteine und die Wiederansiedlung. Darüber hinaus sollen genetische Grundlagen für den Aufbau eines Zuchtstammes der Geburtshelferkröte zur Bestandsstützung und Wiederansiedlung erarbeitet werden.
  • Last but not least gab Dr. Holger Rößling von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg Einblick in seine Erfahrungen aus zehn Jahren LIFE-Umsetzung. Mit den Projekten LIFE Kalkmoore (2010-2015), LIFE Sandrasen (2013-2019), LIFE Feuchtwälder (2014-2022) und LIFE Trockenrasen (2019-2026) werden mehr als 20 Mio. Euro in den Erhalt von Natura 2000 in Brandenburg investiert. In seinem Vortrag ging er insbesondere auf praktische Erfahrungen aus der Maßnahmenumsetzung, auf die Strategien in der Kooperation mit den Landnutzern und regionalen Akteuren sowie auf die Kooperation mit Wissenschaftseinrichtungen ein.
Person am Rednerpult

Projektleiter Dr. Sebastian Schmidt stellte zu Beginn das IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften vor. © Bezirksregierung Münster

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