Lebende Hochmoore © mirdsson2 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hochmoor_Kempkes_Venn.JPG), „Hochmoor Kempkes Venn“, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/legalcode
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Lebensräume
7110
Lebende Hochmoore
Dieser Lebensraumtyp umfasst natürliche oder naturnahe Hochmoorkomplexe auf Torfsubstraten. Häufig tritt eine uhrglasförmige Aufwölbung mit mooreigenem Wasserspiegel auf, der deutlich über dem umgebenden Grundwasserspiegel liegt. Zum Hochmoorkomplex gehören kleinräumige Strukturen wie beispielsweise Bulte, Schlenken, Kolke und Randlagg bzw. Mooraugen. Hochmoore zeichnen sich durch extrem nährstoffarme Verhältnisse aus und kommen auf von Regenwasser oder nährstoffarmem Grundwasser geprägten Standorten sowohl im Tiefland als auch im Bergland vor. Im Tiefland haben sich großflächige Moorkörper bilden können, die ausschließlich vom Regenwasser gespeist wurden. Weitere kleinere naturnahe Moorkomplexe befinden sich an Rändern von Marschen und größeren Flusstälern, die von zügigem Grundwasser beeinflusst werden. In den Heidelandschaften der Geestgebiete sind kleinere bis mittelgroße Moore vorhanden, die durch Quellwasser oder zügiges Grundwasser geprägt sind. Kleinere oder sehr kleine, mehr oder weniger stark vom Grundwasser beeinflusste Übergangsmoore befinden sich in natürlichen Senken wie Ausblasungsmulden oder Erdfällen. Auch aus alten regenerierten Torfstichen hat sich teilweise wieder eine gut ausgeprägte Hochmoorvegetation bilden können.
Vorkommen
In Deutschland findet man naturnahe Hochmoore vorwiegend in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und besonders gut ausgeprägt am nördlichen Alpenrand. Der Verbreitungsschwerpunkt in der atlantischen Region befindet sich in Niedersachsen.
In NRW weisen die durch hohe Sommerniederschläge geprägten Bereiche an der niedersächsischen und niederländischen Grenze sowie lokalklimatisch bedingte Situationen im Bereich der Steigungsregen im höheren Bergland Vorkommen auf.
Während in Niedersachsen früher die Hauptvorkommen der Hochmoore im Westen anzutreffen waren, liegen die bedeutendsten Vorkommen heute im östlichen Teil des Landes. Das wichtigste und größte Vorkommen der atlantischen Region liegt im Naturraum Dümmer-Geestniederung und Ems-Hunte Geest: die Tinner Dose.
Gefährdung
Naturnahe Hochmoore des Tieflandes sind weitgehend vernichtet oder stark beeinträchtigt. In zahlreichen Gebieten schreitet jedoch die Regeneration voran. Der Erhaltungszustand dieses Lebensraumtyps ist in der atlantischen Region Deutschlands insgesamt als ungünstig-schlecht bewertet.
Hauptgefährdungen für die noch verbliebenen beziehungsweise renaturierten Flächen resultieren aus Beeinträchtigungen des Wasserregimes, insbesondere Eingriffe in den Torfkörper, sowie durch Nährstoffeinträge aus der Umgebung.
Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen
Vorrangig sind Nutzungsvermeidung beziehungsweise Vermeidung der Beeinträchtigungen und Gefährdungen. Um Schad- und vor allem Nährstoffeinträge aus angrenzender intensiver Land- und Forstwirtschaft sowie von Verkehrswegen und Siedlungen zu verhindern, sind Pufferzonen von ausreichender Breite einzurichten. Mit Ausnahme der Durchführung von Pflegemaßnahmen sollten die Hochmoorflächen nicht betreten werden.
Eine erfolgreiche Neubegründung des Lebensraumtyps „Lebende Hochmoore“ ist sehr unwahrscheinlich beziehungsweise ggf. ein Vorgang über mehrere hundert Jahre. Eine Renaturierung über Wiedervernässung kann aber zu guten Erfolgen führen. Soweit erforderlich, müssen Beeinträchtigungen der hydrologischen Situation dafür rückgängig gemacht werden.
In Niedersachsen fallen Maßnahmen für den LRT 7110 in den Rahmen des Niedersächsischen Moorschutzprogramms. Es sind daher im Rahmen des IP-LIFE keine spezifischen Maßnahmen für diesen Lebensraumtyp vorgesehen.
Weitere Links
- Steckbrief des Biotop- und Lebensraumtypenkatalogs NRW – Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Natura 2000-Gebiete im Lebensraum in Nordrhein-Westfalen (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Vollzugshinweise zum Lebensraum – Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Maßnahmenkonzept für den Lebensraum – Bundesamt für Naturschutz (BfN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)
- Prioritärer Aktionsrahmen (PAF) – Bundesamt für Naturschutz (BfN) (externer Link öffnet sich in neuem Fenster)