Kalender

Hauptinhalt

Projekt des Monats


#02/2024 Lebensraumtypen 2320 und 2330
Zum Vorschein gebracht: Binnendünen mit Krähenbeere in der Itterbecker Heide (Landkreis Grafschaft Bentheim)

Das Dünenrelief und auch die alten Wachholder sind nach der Maßnahme deutlich besser zu erkennen.

Das Dünenrelief und auch die alten Wachholder sind nach der Maßnahme deutlich besser zu erkennen. © Leonie Braasch, NLWKN

Bild herunterladen

Das Naturschutzgebiet Itterbecker Heide im Westen der Grafschaft Bentheim wurde schon 1939 unter Schutz gestellt und ist inzwischen auch als FFH-Gebiet ausgewiesen. Alte Luftbilder sind Zeugen der damals viel offeneren Sandheiden. Neben den Trockenen Heiden (LRT 4030) verstecken sich Binnendünen im Gebiet auf Flächen, die auf den ersten Blick wie normaler Kiefernwald wirken. Das Besondere ist der Bewuchs der Binnendünen mit Krähenbeere und Silber- und Straußgras – es handelt sich hierbei um zwei seltene Lebensraumtypen (LRTen 2320 und 2330), die nach EU-Recht geschützt sind. Etwa ein Sechstel der niedersächsischen Gesamtfläche des LRT 2320 liegt in der Itterbecker Heide! Leider machten Beschattung, Verbuschung und Vergrasung sowie invasive Arten den beiden Lebensraumtypen zunehmend zu schaffen, sodass sie sich mittlerweile in einem schlechten Erhaltungszustand befanden.

2016 folgte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises deshalb dem ersten Aufruf des IP-LIFE „Atlantische Sandlandschaften“ und eine erste Maßnahme wurde gemeinsam im Winter 2018/2019 umgesetzt. Dies war vor allem möglich, da die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim die Fläche inzwischen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) mit Fördermitteln für den nicht-produktiven, investiven Naturschutz in Niedersachsen gekauft hatte. Flächenerwerb ist eines der zentralen Instrumente der Naturschutzstiftung, um das Land und den Landkreis entsprechend ihres Stiftungszwecks bei der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben wie der Betreuung von Schutzgebieten zu unterstützen.

Bei der Maßnahme standen Schaffung von Lichtungen, Oberbodenabtrag, Mahd der Krähenbeerheide und Bekämpfung der Traubenkirsche auf einer Fläche von etwa 6 Hektar im Vordergrund. Ein Kiefernriegel wurde entfernt, um die Fläche mit der Trockenen Heide zu verbinden. Ein guter Nebeneffekt der Maßnahme: Größere Bereiche für Brutplätze des gefährdeten Ziegenmelkers, ebenfalls Bewohner der Itterbecker Heide, entstanden. Die Ziegenmelker-Weibchen legen ihre Eier auf vegetationsarme Stellen auf den sandigen Boden.

Der später entstandene Managementplan des FFH-Gebiets hob die positiven Effekte der Maßnahme hervor. Nichtdestotrotz war die Situation noch nicht optimal: Eine Kartierung hatte weiterhin die Beeinträchtigungen als zu hoch eingestuft. Da die Krähenbeere die Auflichtung gut vertragen hatte, wurde nun größer gedacht und der ursprüngliche gehölzarme Offenland-Charakter als Ziel ins Visier genommen. Unterstützung bei der Maßnahmenplanung kam zusätzlich von der noch recht neuen Ökologischen Station Grafschaft Bentheim - Emsland Süd (ÖGE). Mit vereinten Kräften wurde 2023 die Ausschreibung für die weitgehende Auflichtung und die Entfernung von Traubenkirsche und Kulturheidelbeere einschließlich ihrer Wurzeln angestoßen und die Maßnahme schließlich umgesetzt. Die ÖGE übernahm die Begleitung der Maßnahme, die dieses Mal auf knapp 8,5 Hektar Fläche durchgeführt wurde. Einzelne knorrige Bäume blieben stehen, auch um der Krähenbeere noch etwas Schatten zu spenden. Kiefern, Traubenkirschen und Kulturheidelbeere wurden aus der Fläche abgefahren und nach Möglichkeit verwertet. Testweise wurden auch Sodenverpflanzungen der Krähenbeere mit dem Bagger ausprobiert, damit sich die Art als Wurzelkriecher so weiter in der Fläche verbreiten kann. Eine weitere Ausdehnung auf Bereiche, die derzeit nicht als Lebensraumtyp angesprochen werden, wurde vorerst verworfen. Eine große Menge Oberboden müsste dafür abgefahren werden und die genaue Flächenentwicklung wäre unklar.

Alle Beteiligten sind nun gespannt, wie sich die Offenland-Fläche in Zukunft entwickeln wird. Die essentielle Folgepflege soll in Form einer Beweidung mit Schafen und Ziegen über Agrarumweltmaßnahmen finanziert werden.

Die Krähenbeere ist ein Zwergstrauch mit immergrünen gerollten Blättern. Sandheiden mit dieser Art auf Binnendünen sind nur noch selten in Niedersachsen zu finden.

Die Krähenbeere ist ein Zwergstrauch mit immergrünen gerollten Blättern. Sandheiden mit dieser Art auf Binnendünen sind nur noch selten in Niedersachsen zu finden. © Leonie Braasch, NLWKN

Bild herunterladen

Verwandte Themen

Weitere Links

Service-Bereich, Kontaktformular, Inhaltsverzeichnis

Navigation

 
Move Schließen
\
Expand
Zurück Zurück Weiter Weiter
{pp_gallery_content}