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Projekt des Monats


#01/2024 OPTIMIERUNG VON LRT 3110
Mit Konzept und Ausdauer: Optimierung des nährstoffarmen Silbersees (Landkreis Cuxhaven)

Neues regulierbares Stauwehr

Neues regulierbares Stauwehr. © Paul Müller, UNB Landkreis Cuxhaven

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Östlich von Bremerhaven im Landkreis Cuxhaven liegt der Silbersee, ein ganz besonderes Geestrandgewässer mit nährstoffarmem Wasser und bemerkenswerten Pflanzen-Gesellschaften. So wuchsen hier beispielsweise bis vor Kurzem noch eine relativ stabile Population des Strandlings (Littorella uniflora) und kleinere Bestände des See-Brachsenkrautes (Isoetes lacustris). Letzteres konnte zuletzt aber leider nicht mehr nachgewiesen werden; es überdauert dank einer Erhaltungszucht an der Universität Oldenburg. Für die früher hier noch vorkommende Wasser-Lobelie (Lobelia dortmanna) gibt es seit einigen Jahren Bemühungen, sie wieder anzusiedeln. Die durch die etwa 130.000 Jahre zurückliegende Eiszeit geformte Umgebung des Sees wurde noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts von einer offenen Heidelandschaft mit Magerrasen und Hochmooren dominiert. Inzwischen hat die umgebende Landwirtschaft einen intensiveren Charakter. Im Westen des Sees ist aber ein kleineres naturnahes Hochmoor erhalten.

Bei näherer Betrachtung wurde klar: Ohne ein Eingreifen würde dieser besondere Lebensraum verlorengehen. Zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises Cuxhaven beauftragte das IP-LIFE-Team zunächst ein spezialisiertes Forschungsinstitut damit, ein fundiertes Sanierungskonzept für den sensiblen Silbersee zu erarbeiten. Hierfür nahmen die Forschenden Wasser- und Sedimentproben und untersuchten die oberflächennahen und tieferen Grundwasser- bzw. Nährstoffzuflüsse sowie weitere Standortbedingungen. Auch die aktuelle Nutzung des Sees (Angel- und Badebetrieb) wurde analysiert.

Das Sanierungskonzept identifizierte einige negative Einflussfaktoren auf die Zielvegetation. Dazu gehören:

  • erhöhte Phosphor- und Schwefelkonzentrationen,
  • Stickstoffeintrag,
  • verringerte Grundwasserzufuhr,
  • Sauerstoffmangel im Sediment der Flachwasserzone,
  • Wühltätigkeit von Fischen in der Flachwasserzone.

Das Sanierungskonzept zeigte einen Fahrplan zur Umsetzung von Maßnahmen auf. In der ersten Phase waren sogenannte „No-regret-Maßnahmen“ umzusetzen, die ohne weitere Untersuchungen kurzfristig realisierbar waren.

Zum einen entfernte ein Unternehmen Gehölze aus den westlichen Uferbereichen, damit der Wind wieder besser über den See wehen und das Wasser gut durchmischen kann. Am östlichen Ufer wurde ebenfalls aufgelichtet. Die Gehölzarbeiten hatten zudem zum Ziel, den Laubfall in den Silbersee zu reduzieren und damit Stickstoffeinträge zu minimieren. Ein neu eingebautes regulierbares Stauwehr am Ablaufgraben sorgt nun dafür, dass der Wasserstand im Silbersee zu jeder Zeit optimal eingestellt werden kann.

Gründelnde Fischarten standen unter Verdacht, die Flachwasserbereiche und damit das potentielle Wuchshabitat von Strandling, Wasser-Lobelie und See-Brachsenkraut zu durchpflügen und somit auch ihre Keim- und Wuchsbedingungen negativ zu beeinflussen. Diesem Verdacht wurde buchstäblich auf den Grund gegangen: Die Ehrenamtlichen des Projektes „Tauchen für den Naturschutz“ konnten für eine Unterwasserkartierung des Sees gewonnen werden. Durch die Fotos des Seegrundes konnten die negativen Auswirkungen von Wühltätigkeiten der Fische auf die Pflanzengesellschaften dokumentiert werden. Aus diesem Grund erfolgte im Anschluss in Abstimmung mit dem örtlichen Angelverein eine Befischung; die entnommenen Fische wurden in ein anderes Gewässer umgesetzt.  

Auf einer rund 0,27 Hektar großen Fläche im Flachwasserbereich des Sees erfolgte zuletzt eine Entfernung des Helophytengürtels mitsamt den Rhizomen, sodass der freigelegte Sandboden nun bessere Keimbedingungen für die Zielarten bietet. Dabei kam auch eine Sedimentsperre als lineare Barriere im Uferbereich zum Einsatz, die verhindern sollte, dass bei dem Vorgang zu viel Sediment in ein vorhandenes Strandlingsvorkommen gespült wurde. Zuvor war außerdem noch eine Kampfmittelsondierung notwendig gewesen, da es Hinweise auf alte Munitionsablagerungen gegeben hatte. Dies konnte erfreulicherweise nicht bestätigt werden.

Nach Umsetzung der „No-regret-Maßnahmen“ ist die Maßnahme für das IP-LIFE nun vorerst abgeschlossen. Das weitere Monitoring der Universität Oldenburg, des Naturschutztauch-Teams sowie von UNB und NLWKN wird zeigen, ob künftig weitere Schritte notwendig werden, um den LRT 3110 zu stabilisieren. Denkbar wären beispielsweise eine Ausweitung von Pufferstreifen in angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen, eine Tiefenbelüftung des Sees zur Reduzierung der Phosphorkonzentration oder in letzter Instanz die Zugabe Phosphor-bindender Stoffe.

Morgendliche Befischung.

Morgendliche Befischung. © Paul Müller, UNB Landkreis Cuxhaven

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