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#2/2021 VERNETZUNG UND ERWEITERUNG ISOLIERTER OFFENER DÜNENBEREICHE IM FFH-GEBIET „DÜNENGEBIET BEI NEUMÜHLEN“
Die Wüste als Oase

Maßnahmenfläche in den Verdener Dünen vor der Umsetzung

Maßnahmenfläche in den Verdener Dünen vor der Umsetzung © Arne von Brill

Bereits 1930 wurden die Verdener Dünen als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt. 2018 wurde die bestehende Verordnung durch das NSG „Dünengebiet und Halsetal bei Verden-Neumühlen“ abgelöst. Diese Binnendünenlandschaft ist in ihrer Ausprägung einmalig und bietet selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Entstanden sind die Binnendünen während der Eiszeiten. Durch Schmelzwasser und Regen wurde das Erdmaterial in die Allerniederung gespült und abgelagert. Während Feinmaterial wie Tone und Schluff bis an den Mittelgebirgsrand verfrachtet wurde, lagerte sich der gröbere, nährstoffarme Sand am Rand der Flussaue als Dünen ab. Es gibt heute nur noch wenige aktive Dünengebiete. Aufgrund ihrer Seltenheit stehen sie EU-weit als Lebensraumtyp „Binnendünen mit offenen Grasflächen“ (LRT 2330) unter Schutz.

Viele Tier- und Pflanzenarten sind auf die offenen, nährstoffarmen Sandflächen angewiesen. In den Verdener Dünen finden sich beispielsweise die Vogelarten Heidelerche (Lullula arborea) und Baumpieper (Anthus trivialis) sowie unter den Insekten der Dünen-Sandläufer (Cicindela hybrida), die Frühlings-Wegwespe (Anoplius viaticus) oder die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens). Aufgrund verschiedener Anpassungsstrategien wachsen in den Verdener Dünen Pflanzen wie Sandsegge (Carex arenaria), Silbergras (Corynephorus canescens) und Besenheide (Calluna vulgaris). Flechten – Lebensgemeinschaften aus Algen und Pilzen – kommen hier flächig vor und bilden die sogenannten Flechtenrasen.

Doch ohne Pflege- oder Instandsetzungsmaßnahmen kann dieser offene Lebensraum nicht erhalten werden. Nährstoffeinträge aus der Luft, verursacht durch landwirtschaftliche Düngung und Verkehr, aber auch fehlender Windeinfluss und Laubakkumulation bevorteilen schnellwüchsige Pflanzenarten und fördern die Sukzession. Standortfremde Koniferen sowie die sich massenhaft ausbreitenden Bestände der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) bedrohten somit in den Verdener Dünen die typische, lichtbedürftige Dünenvegetation und damit auch den Lebensraum der hier angepassten Tierarten.

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Verden begann bereits 2011 sehr erfolgreich mit der Freistellung von Dünenbereichen durch Entnahme von aufgelaufenen Gehölzen in den Verdener Dünen. Im Rahmen des IP-LIFE Atlantische Sandlandschaften konnten gemeinsam mit dem Projekt-Team des NLWKN nun weitere Flächenareale in den Dünen geöffnet werden. Ehemals offene Dünenbereiche wurden 2020 sukzessive auf einer Fläche von etwa 2,35 Hektar durch die Entnahme von aufgelaufenen Gehölzbeständen, insbesondere auch der Spätblühenden Traubenkirsche, wieder freigestellt und isoliert liegende Gebiete so miteinander verbunden.

Die bei der Freistellung anfallenden Baumstubben wurden an geeigneten Stellen im Gebiet als Unterschlupfmöglichkeit für Reptilien wie die Zauneidechse (Lacerta agilis) abgelegt. Einzelne landschaftsbildprägende Bäume wurden dabei auf den Flächen belassen. Im nächsten Schritt wurde der nur geringe Humusauflagen aufweisende Boden behutsam gefräst, sodass der Sand auf der Oberfläche zum Liegen kam. Das natürliche Dünenrelief wurde dabei erhalten. Auf den Abtrag und Abtransport des Oberbodens konnte auf diese Weise verzichtet werden. Noch vorhandene Humusanteile werden bei Regen durch Auswaschung auf natürliche Weise weiter reduziert. Die Untere Naturschutzbehörde hatte bereits zuvor Erfahrungen in dieser Art der Bodenbearbeitung gesammelt und sie in die Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen des Integrierten LIFE-Projektes eingebracht. Die Maßnahmen wurden auf Flächen im Eigentum des Kreises und der Stadt Verden umgesetzt.

Um Interessierten diesen besonderen Lebensraum näherzubringen, wurde ein Dünenerlebnisweg mit Infotafeln und Besucherlenkung errichtet.

Maßnahmenfläche in den Verdener Dünen nach der Umsetzung

Maßnahmenfläche in den Verdener Dünen nach der Umsetzung © Arne von Brill

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